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tiver scheinenden Kultur anheben mußten. So sind fürWhitman, der
in sich selbst die große, wilde, durch keinerlei Konvention gebrochene
Natur fühlt, die Amerikaner ein eben erst werdendes neues Volk,
Barbaren und Beginnende: und den neuen, großen Glauben, die neue
Kunst, die allem großen Volke vorleuchten muß, will er selbst ihnen
schaffen helfen. Sein Selbstgefühl ist viel mehr ein Gefühl seines Volks
als seiner selbst/ man darf sich durch das mystische »Myself« <Ich>
seiner Verse nicht irre machen lassen/ er hat es ganz klar empfunden
und gesagt, daß er nur ein erster, kleiner Beginn ist, ein früher Vor*
läufer eines amerikanisch=perikleischen Zeitalters. Und er hat überdies
immer gemeint, daß Amerika nur den besonderen Beruf hat, ein paar
Schritte voraus zu sein / daß aber alle Völker der Erde den nämlichen
Weg gehen werden.
Welchen Weg? Er sagt ihn uns in seinen »Trommelschlägen«, die
er während des Krieges ertönen ließ:
Seid nicßt verzagt, Empfindung wird den Weg zur Treifeit euch
Bafmen jetztj
Die sicß fieBen unter einander, soden die UnBesiegficBen werden.
. .. DacBtet iBr, Advokaten scBüfen eucB den Zusammenßait ?
Oder Verträge auf einem Papier? oder die Waffen?
Nein fürwaßr, so ist weder die Weit nocB irgendein feBendes Ding
zusammengewacBsen.
Seine »Demokratie« ist ein freies Volk tätiger Menschen, die alle
Hemmnisse des Kastengeistes hinter sich gelassen, alle Gespinste
überjährterVergangenheit durchbrochen haben/ jeder auf seiner Scholle
oder in seinem Handwerk, an seiner Maschine, ein Mann für sich
selbst. Whitman vereint gleich Proudhon, mit dem er in vielem geistig
verbunden ist, konservativen und revolutionären Geist, Individualist
mus und Sozialismus. Die Liebe aber zwischen den Menschen, die
noch notwendig dazu kommen muß, ist nach seiner Lehre, für sein
Künstlergefühl,keine vage,im allgemeinen verschwimmende Menschen*
liebe/ sie soll vielmehr, wie die Liebe, die die Familie gegründet hat,
vom Geiste der Ausschließlichkeit beseelt sein, sie soll bestimmte