Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

MyNONA: 
KRIEG, SAGTE DER IRRSINNIGE, KRIEG 
IST UNMÖGLICH - IST EWIG UNMÖGLICH 
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Der silberne Bediente mit der Quatschnase wies mich in den hellen 
Korridor, Es war ein so schöner Mann, der dort stand und mir lustig 
zuwinkte. Wir gingen in einen mit bunten Bildern reichlich ausge* 
schmückten Saal und setzten uns an einen massiven Tisch, Der Herr 
war der Direktor der Irrenanstalt Idiotenruh. Ich sah ihn freundlich an 
und fragte sofort nach Professor Hastenpiep. 
Der, lachte der Direktor, es ist unglaublich! Unheilbar, aber sehr 
komisch und harmlos. Der gute Mann, nicht wahr, Verfasser eines 
famosen Buches über den Weltkrieg. Er nannte den Krieg heilig, ein 
wahres Gottesgericht. Er brachte ihn mit der christlichen Konfession 
in Einklang. Sie wissen ja, Hastenpiep wurde dann gemustert, zur 
Front ausgebildet, feuerte eine Unmenge weltlicher, in seinem Sinne 
heiliger Schüsse ab. Eines Tages trifft ihn eine feindliche Christenkugel 
in den Kopf, er fällt lautlos um,- er fällt aber auch geistig um. Etwa 
drei Wochen später erwacht er im Lazarett aus der Lethargie und be* 
ginnt, ich kann es nicht anders nennen, sinnigen Unsinn zu reden: 
Krieg, sagt er, gibt es nicht, kann es niemals geben. Dieses ist seine 
fixe Idee, von der er jetzt, ein Jahr später, so toll durchdrungen ist, 
daß ich es nach meinen Erfahrungen für ausgeschlossen halte, sie ihm 
jemals wieder zu nehmen. 
Das ist bitter genug, sagte ich, ein wenig geärgert von der Froh* 
lichkeit des Direktors. Ich komme im Aufträge der Angehörigen Hasten* 
pieps, bin einer seiner besten Freunde. Ich traue mir einen starken Ein* 
fluß auf ihn zu. Im übrigen, sollte man meinen, müßte doch der Anblich 
eines Schlachtfeldes, ja schon eines gemalten, losgehender Kanonen, Ver* 
wundeter und Gefallener von der heilsamstenWirkung sein ? Daß gerade 
Hastenpiep diese fixe Idee fassen konnte, ist allerdings tragikomisch, 
lenkte ich ein.Immerhin möchte ich, wenn es irgend anginge, mit ihm reden.
	        
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