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zentrale Problem der ganzen Konferenz« handelte, daß diese
Verhandlungen nach Zorns Wort »in einer vollständigen Ver*
wirrung« endeten, daß endlich nach der Darstellung von Zorn und
andern Konferenzteilnehmern dieses negative Resultat auf Deutsch»
lands »unerschütterlich ablehnende Haltung« <Zorn> zurück*
zuführen ist, so erklärt uns nur der Zustand völlig naiver Unschuld,
in dem der Deutsche sich in bezug auf auswärtige Politik zu befinden
pflegt, wie man in dem Verlauf des Kongresses einen großen diplo*
matischen Erfolg für uns sehen will. In Wahrheit hat, wie mir von
einem hochangesehenen wissenschaftlichen Konferenzteilnehmer des
Auslandes erzählt worden ist, wieder einmal allgemeine Entrüstung
über die reaktionäre Haltung Deutschlands in dieser Frage geherrscht.
So können sich hödistens diejenigen, bei uns leider sehr verbreiteten,
nationalistischen Kreise über das Ergebnis freuen, die infolge ihrer
gänzlichen Verständnislosigkeit für die internationalen Probleme in
allem, was die andern Kulturnationen auf internationalem Gebiet
unternehmen wollen, eine Intrige gegen uns sehen, die man durch* -
kreuzen müsse. Das aber ist eine Haltung, vor der Zorn nicht ohne
Grund eindringlich warnt. Die trüben Folgen unserer Haltung auf
der zweiten Haager Konferenz sind denn auch nicht ausgeblieben.
Die Voraussage Frieds unmittelbar nach dem Kongreß, »daß die
offiziellen Verhandlungsprotokolle der Haager Konferenz dem Pu*
blikum den Schlüssel für manche künftige Vorgänge des internationalen
politischen Lebens geben würden, mit denen Deutschland keine Ursache
haben könnte, zufrieden zu sein«, ist prompt in Erfüllung gegangen.