Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

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ner, sondern von allem Anfang an kennen wir diese Worte, die frei 
anzuhören, ihr euch wie Fahnenflüchtige drücket! 
Gewiß, ihr habt Spieglein befragt, Könige, mit der Frage: »Wer 
ist der Stärkste im Land?« Ihr Männer des Gehöres, der Audienzen, 
Gehör gäbet ihr, wem nur? Wie, oder griffet ihr über allen Köpfen 
zu? Der Blitz trifft ungefragt, doch nur an einer Stelle. Euer Blitz aber 
ist überall zugleich seit einem fernen Tage/ seit einem Tage viel- 
hundertmillionenfältig der Nachdonner eures Alarmschusses! — Und 
immer noch, ihr Könige? Immer noch durchgehalten auf euern Olym- 
pen? Und von euch ist nicht einer darob wahnsinnig geworden? Wir 
wundern uns, daß ihr, mit Gottes Donnern bewaffnet, so erotengleich 
die schweren Wolken tragt! 
Euch drückt eine kaum erträgliche La.st, euch Genien,- eine uner 
trägliche Last vielleicht für den Menschen, der zu Gott aufblickt. 
Fraget, fraget, fraget darum im Kreise, ihr Könige, zu eurer eigenen 
Entlastung! Bittet jeden Landsturmmann, der auf euern Weg be 
fohlen ist, daß er euch seine ganze Antwort erteile, seine unbeschö- 
nigte, ehrliche Kameraden-Antwort — die Art Antwort, die vor Gott 
eure Verantwortung mindern soll. 
Die Verantwortung für — Stille! nicht sei es euch schwer gemacht, 
Herrscher. DieVerantwortung für — Ruhe! wir wollen euch länger 
noch tragen, Könige! DieVerantwortung für zweieinhalb gezählte 
Mordjahre. Den Anschlag auf noch weitre ungezählte Mordjahre. Die 
Verantwortung für zwei, zum Teil noch lebende Geschlechter. Die 
Verantwortung für zwei oder drei nur durch rohe Gewalt zustande 
gekommene Glaubenssätze. Die Verantwortung für alles, woran 
unsere Ohren bereits gewöhnt sind, wie die Ohren von feldgrauen 
Wölfen der alten Jahrhunderte, und wie die Ohren der geduldig har 
renden Hyänen. DieVerantwortung für alles, was nicht aufgezählt 
werden muß, weil es alle wissen. Und die Verantwortung — es ist
	        
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