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Nach der Marcussdien Theorie erklärt sich das Sehen mit beiden Augen natürlich.
Die sichtbare Welt wirkt auf jedes Auge besonders ein: bei Verschiebung des Auges
entstehen ja zwei Bilder. Es gibt also zwei lichterzeugende Organe im Gehirn. Wir
lernen die Augen so einstellen, dass die beiden getrennten Bilder einander decken.
Die Absicht, nur ein Bild zu sehen, leitet die Muskulatur des Auges. Der Verlegungs
theoretiker erklärt die Doppelheit der Augen aus der Notwendigkeit besserer „Ver
legung“. Als ob der Einäugige schlechter empfände und wahrnähme; das tut er nicht;
sogar schliesst man, um besser zu zielen, das eine Auge. Der Einäugige orientiert
sich nur schlechter; so kann ich Gefastetes mit fünf Fingern besser beurteilen, aber
nicht besser empfinden, als mit zweien. Ein Netzhautbild würde (wie in Folge der
Wirkung einer gewölbten Linse) die Richtungen umkehren, das Oben zum Unten
machen. Die Verlegsforscher zerbrechen sich denn auch die Köpfe darüber, wie es
zugehe, dass man trotzdem aufrecht sehe. Sie stolpern hier über ein Hindernis, das
sie sich selber in den Weg legen. Wenn ich mit dem Kopf nach unten zwischen meinen
Beinen hindurchsehe, sehe ich keineswegs den Himmel unten, die Erde oben: diese
Richtungen gehören gar nicht der Sichtbarkeit, sondern dem Schweregefühl an. Die
Blickridifung wäre nicht fähig, ein etwaiges Netzhautbild in der Richtung umzukehren;
sie würde nur auf einen einzigen Punkt, nicht auf ein vielfaches Zugleich zielen können.
Die Marcussche Theorie jkennf gar kein Nefzhaufbild. Gemäss der Wirkung aufs
Gehirn erfolgt mechanisch dessen Rückwirkung nach aussen. Und nicht erst aus
Muskelgefühlen im Auge schliessen wir auf die Tiefe, in welche ein Nefzhaufbild zu
„verlegen“ wäre, sondern umgekehrt; erst an der deutlichen Schärfe der Wahrnehmung
erkennen wir, dass die Muskelanstrengung zulangt; ein besonderer Verlegungsakf ist
hierbei, da die Wahrnehmung ja längst vorhanden ist, überflüssig. Wir haben eine
unmittelbare Empfindung der optischen Tiefe des Wahrgenommenen selber, bedürfen
also keiner Schlüsse von der (unbewussten!) Arbeit der Augenmuskeln auf die Tiefe.
Ohne optische Erfahrung, welche vorhergeht, ist keine perspektivische Wahrnehmung
möglich; weswegen operierte Blindgeborene das perspektivische Sehen nicht leicht er
lernen. Ihnen misslingt nicht etwa die „Verlegung“, sondern ihr zuleifendes Auge
empfängt noch schlecht, sie sehen daher verschwommen, aber immer doch unmittelbar
ausserleiblidi. Audi nach erfolgter Heilung beurteilen sie, mangels genügender Er
fahrung, das Wahrgenommene noch nicht richtig; sie verfehlen die richtige Entfernung.
Bevor ich „verlege“, muss ich schon erfahren haben. Kurzum, die Vergleichung der
Marcussdien mit der Verlegungstheorie ergibt mindestens die grössere Natürlichkeit
und Naturgefetjlichkeit der Marcussdien. Marcus, der Newton der Erfindung, darf in
seiner Folgerichtigkeit so weit gehen, die ätherischen Ausstrahlungen des Gehirns
für fixierbar zu halten: wenn man nämlich eine für sie empfängliche Platte erhielte;
diese, in einer hinter einem Spiegel befindlichen Dunkelkammer angebracht, würde
die ätherischen Ausströmungen aufnehmen und bewahren.
Aber Marcus löst das Problem dieser Ausstrahlung nicht schattenhaft allgemein
(oder gar spiritistisch und mystisch), sondern, als Erster, in streng wissenschafflicher,
naturgesetzlicher Beweismethode. Marcus beweist mathematisch-physikalisch, dass es
sich um eine materielle Rückwirkung des Gehirns auf erfolgte materielle Einwirkung
handelt. Er erklärt, weswegen wir das Eine in weiterer Entfernung vom Auge
empfinden als das Andere, die Möglichkeit dieser gesetzlichen, mathematisch ver
hältnismässigen Unterscheidung. Die Nähe scheint stärker auf das Gehirn einzuwirken
als die Ferne — folglich müsste dementsprechend auch die Rückwirkung des Gehirns
energischer sein und den nahen Körper in die Ferne versetzen. Diese Annahme ist
so scheinbar wie falsch. Denke ich mir mein Auge als die Spitze eines nach aussen