Trattz Bfei • Vom Tag
921
5.
DIE U. S. A.
Vor drei Jahren stellte der U. S. Admiral Mahan die verfängliche
Frage: »Ist anzunehmen, daß England seine Macht gegen die wach*
sende deutsche Flotte aufbieten wird, auch wenn Englands unmittel*
bare Interessen, eng gezogen, nicht betroffen werden, ohne Garantie
einer gegenseitigen Hilfe, wenn sich die Verhältnisse umkehrten?«
Der Admiral dachte natürlich an die Vereinigten Staaten und Japan
als diese Hilfsmächte und dachte weiter, ob es sich diese beiden
Mächte leisten könnten, daß die marine Suprematie von England
auf Deutschland überginge. Und dies ist die Stellung der U. S. zum
europäischen Kriege nicht nur, sondern zu Europa, seit sie mit dem
spanischen Kriege in die europäische Familie traten, nachdenklicher
wurden und den bisherigen leeren Optimismus in Hinsicht auf das
Geschehen in der Welt aufgaben. Man glaubt in Amerika nicht,
wie oft in England, daß die Deutschen eine doppelte Dosis von der
Erbsünde bekommen haben, ohne deshalb diese doppelte Dosis bei
jenen andern anzunehmen, die in England immer von der deutschen
Gefahr sprachen. Man bezweifelte in Amerika durchaus nicht die
Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in der Versicherung Deutschlands, daß
es seine Flotte nicht gegen England und nicht für kriegerischen Er*
werb von Kolonien rüste. Aber man weiß dort, daß Nationen von
günstigen Gelegenheiten gezwungen werden können, und koinzidiert
eine mächtige deutsche Flotte mit der Notwendigkeit, Märkte zu
erreichen, die unter fremder Legislation stehen,- so bestimmt eben
dieses Zusammentreffen Deutschlands Zukunft und keine noch so
ehrliche derzeitige Versicherung. Die U. S. konstatieren in Deutsch*
land die zunehmende Flotte, konstatieren die wachsende Industrie,
die Märkte braucht, die der Kontrolle bedürfen, welche wieder eine
Flotte braucht, die hinwieder Flottenstützpunkte verlangt . . . Die
Engländer kennen diesen logischen Ablauf, wo eines das andere zur
Folge hat, und auch der wütendste Freihändler muß ihn aus der
englischen Geschichte zugeben. Nun halten die Amerikaner von der
englischen Zukunft nicht viel. England erscheint ihnen geschwächt
von der traditionellen Unbeliebtheit dessen, was man eine Staats*