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Gfossen
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Die wird als vorhanden empfunden nur
von der Frohnatur Thomas Manns, der
triumphiert: literarischer Geist habe An-
teil gehabt an der »Wirklichkeit dieses
Krieges«. Hier ist nicht mehr gut weilen.
Delikater geben sich ein paar Damen:
Mechtild Lichnowsky, die eisig feststellt:
»Was ist mit dem Tode? Er ist öffentlicher
geworden«, und Annette Kolb, die Euro
päerin, mutig zwischen den Rassen stehend
und jegliche Schadenfreude verabscheuend.
Das ist das Echo dieser Künstler auf
den Krieg. Darf man vermuten, daß andere
leben, die den Ereignissen nicht einmal
eine Antwort zugestehen? Deren unge
schriebene Tagebücher, deren nicht preis
gegebene Visionen bannender wären, als
dieser ganze kalli- und lithographierte
Widerhall? Warum in aller Welt dürfte
man das nicht vermuten?
Terdinand Hardekopf.
Proßen aus dem Zeit* Ecßo in
Auszügen.
ERSCHEINUNG.
Wir haben eine Erscheinung, — und es
hat sie mancher angerufen ,• sie aber weicht
nicht und schreitet durch unsere Wände
und steht nicht Rede. Weil ihr tut, als
kenntet ihr sie. Erhebt eure Augen und
kennt sie nicht,- schafft ein Hohles um
sie mit der Frage eurer Blicke,- hungert
sie aus mit Nidhtkennen! Und plötzlich,
in der Angst nicht zu sein, wird euch das
Ungeheuere seinen Namen Schrein und
wegsinken.
1. Heft. Rainer Maria Rifke.
★
GESCHLECHTERKAMPF.
Dieser Krieg ist über alle Gegensätze
der Rassen und Nationen hinaus zu etwas
viel Schlimmerem geworden: zu einer Art
von Kampf zwischen zwei verschiedenen
Geschlechtern.
Ein Strindberg täte not, der mit all der
bitteren Analyse des Wissenden hinein
leuchte in die hoffnungslose Tragik dieses
Geschlechterkampfs, den unsere Männlich
keit nun auszukämpfen hat mit der um
keine phantastische Selbsttäuschung ver
legenen Hysterie unserer Feinde.
Wir werden siegen in diesem Kampf...
Aber wie wird uns dieser Sieg trotz
aller jubelnden Genugtuung schmerzen, wie
wird unser Lachen am Ziel entstellt sein
durch die Schatten eines unterirdischen
Grams, durch die aufzuckende Erkenntnis,
daß solche Hysterie nur unschädlich ge
macht, nicht aber eigentlich besiegt werden
kann. Wir werden dasitzen, wie die Strind-
bergschen Männer dasitzen, wenn die
Schlacht geschlagen und sie äußerlich das
Feld behaupten, werden dasitzen mit einem
durch heimlichen Ekel verzerrten Lachen
und mit einem allen Siegestriumph lang
sam aufsaugenden Ohnmachtsgefühl. Denn
das letzte Wort wird doch die Frau mit
ihrer Hysterie behalten und was schlimmer
ist, auch den letzten Applaus . . .
Damit müssen wir uns abfinden, auch
mit jenen schmerzlichsten Stunden, von
denen Strindberg spricht, in denen unter
der Suggestion der unverwüstlichen weib
lichen Gefühlstheatralik auch die besten
Freunde des Mannes sich mit merkbarer
Kühle zurückziehen und damit Objektivität
zu markieren vorgeben. Das Bild dieses
Verrats an der gemeinsamen Männlichkeit,
heute zeigen es uns jene neutralen Staaten,
die doch dieselbe moralische Sprache wie
wir sprachen und doch auf einmal so merk
würdig harthörig für uns geworden sind ...
Nicht um die Männlichkeit im kraft
meierischen Sinn handelt es sich hier, das