Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

Car( Sternßeim * Napofeon 
845 
/////////////////////////////////////////£////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////# 
liehen Todes handelnd und redend in die jetzige Zeit hinüber und sah 
sie Stellung nehmen zu seinem augenblicklichen Dasein. Er müsse, 
da die Verhältnisse sich allmählich wieder zur Ordnung fügten, den 
sinnenden Zustand aufgeben, an äußeres Fortkommen und eine neue 
bedeutende Einstellung zu neuen Umständen denken. 
Hatte ihm der Krieg nicht tiefere Einblicke in Fragen der Er 
nährung, Möglichkeiten der Rohstoffverarbeitung gegeben, als jede Si* 
tuation vorher? Welche außerordentlichen Aufschlüsse hatte die zwecks 
mäßige oder unzweckmäßige Ernährung eines Heereskörpers, der 
Bevölkerung einer belagerten Stadt, welche Klarheit vor allem das 
Befinden des eigenen Körpers nach dieser oder jener leiblichen Zu* 
mutung ihm verschafft. Das Eine mindestens war zur Evidenz klar 
geworden: Weit über die Notdurft hatte der Mensch vor dem Krieg 
gegessen und getrunken. Es schien Napoleon fernerhin ein Unding, 
das bisher übliche Mittagsmahl von sechs oder sieben Platten, ein 
Abendessen von fast gleichem Umfang zu servieren. Millionen hatten 
größere Arbeitsleistung, höheren Schwung bei einem Stück Brot und 
wenigen Kartoffeln bewiesen als Generationen vorher bei einer täglichen 
Unzahl von Gerichten. Es schien ihm hohe Pflicht, die gewonnenen 
Erkenntnisse dem Publikum sofort praktisch zu demonstrieren. 
Er gab Valentine vollkommen recht. Sie habe nicht nur dem eigenen 
Leib nie mehr als das Notwendige zugemutet, sondern sei auch An* 
laß gewesen, daß er den Gästen das Leichteste und Verdaulichste 
geboten. Doch in viel zu viel Platten auf einmal. Von jetzt ab 
müsse er in zwei, drei Gerichte zusammendrängen, was der Magen 
zur Speisung des Organismus brauche, und ihm zugleich die volle 
Wollust eines reichlichen Mahles vermitteln. 
Während er also die am Leben gebliebenen Gönner aufsuchte und 
zu seiner Unterstützung vermochte, während die so lange leer ge* 
gebliebenen Räume seines alten Heimes allmählich in strahlenden 
Stand gesetzt wurden, unterrichtete er sich methodisch über die wissen* 
schaftliche Zusammensetzung der verschiedenen Nahrungsmittel, über 
ihren Gehalt an Eiweiß, Kohlehydraten und Fett. Er machte Ta* 
bellen und Exempel über Exempel und erredhnete an glückseligen 
Tagen eine neue ideale Speisenkarte, auf der er jeden, auch den ver* 
führerischsten Namen einer Platte, sofort durch arithmetische Zahlen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.