Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

882 S. Triedfaender ■ Der Wag Hafter der Weft 
lieh nur die zentrale Maxime des Zusammenbestehenkönnens aller 
Sonderfälle. Im selben Moment, in dem das eigene Innere sich zur 
unteilbaren Identität entschließt, sind auch alle Weltteile zur immer 
spielenderen Harmonierung freigegeben. Der allmächtige Frieden des 
Herzens gerade, seiner harmonisierenden Kraft gewiß, kann erst in 
das kriegerischste Außen einwilligen. Die eigene Selbstsicherheit und 
Gewißheit kann sämtliche äußere Gewißheiten radikaler problemati* 
sieren und zugleich garantieren als die schwanke Teilseele, die halt* 
los skeptisch verfällt, wenn sie sich an kein positiv auswendiges 
Dogma klammern darf. Man soll nicht der Dogmatik, sondern ihrer 
Auswendigkeit ein Ende machen, indem man die innere erzen und 
stumm befestigt und von dieser Befestigung aus elastizisiert. So gut 
wie unerlebt ist noch die universale Gewalt des Herzens, die sich 
in jedes Einzelne flößt und es dadurch erst zu einem Weltteil macht. 
Unerkannt ist noch das echte »Von*selbst«, an dessen Statt sich re* 
lative Scheinsubjekte, einander verzerrend und zerquetschend, ver* 
geblich anzusiedeln verlangen. Die nahen Sonnen der unterscheidenden 
Sinnlichkeit überblenden, trüben, ja verfinstern mit ihren bunten 
Strahlen das reine Licht der absoluten Weltsonne des Gesamt* 
sinnes, des echten Inneren, des oc. Man nennt die meisten Seelen 
»gemein«, allein sie sind es noch gar nicht,- ihre Gemeinheit besteht 
ja gerade darin, daß sie nicht gemein sind, daß es Seelen gibt an* 
statt der Seele, des °o, also im Mangel an echter Gemeinheit. Und 
die Ungemeinheit dieses echt Gemeinsamen besteht in seiner Illo* 
kalität, seiner ätherischen Beschaffenheit, seiner Veräußerung aller 
Differenz, seiner lebendigen Indifferenz, seiner neutralen Größe. Und 
als solche sollte das Innen unvergleichlich vertrauter und bekannter 
sein als das Außen. Man sollte am indifferenten Innern das diffe* 
renzierte Äußere prüfen, nicht umgekehrt. Alle Schlüsse vom Äußeren 
aufs Innere sind Schein. Das totale Welt*Innen ist überall der ab* 
solute Maßstab, woran auch die noch so sicheren relativen immer 
berichtigt werden müssen. Es gibt also kein differenziert Absolutes, 
aber das indifferenziert Inwendigste, das sich wegen seiner ununter* 
scheidbar verinnigten Beschaffenheit so unsäglich schwer selbst inne 
wird, führt eigentlich die unfehlbar präzise Regierung alles Relativen. 
Das Herz, gehörig integriert, gehörig von allen Differenzen ent*
	        
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