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Picasso Zeichnung
<Mit Genehmigung von Leonce Rosenberg, Paris)
Intellekt so geschult ist, daß er die Hemmungen über*
windet, die instinktiv einsetzen, wenn er etwas Häß*
liches sieht.
Es gibt im Leben so viel Häßliches. Die Handlungen
der Menschen, der Kampf der Meinungen, die Bru*
talität, mit der Mann gegen Mann vorgeht, mit der
der eine den anderen zu überwinden und zu vernichten
sucht, wirkt so häßlich, daß es nicht notwendig ist,
noch Häßliches in der Kunst zu bieten. Kunst muß
schön sein. Und mein Bestreben ist es daher, in meinen
Filmen in jeder Beziehung das Schöne in den Vorder*
grund zu stellen und den Menschen zu sagen: »Ver*
sucht im Leben das Wenige herauszuheben, was
schön, was ästhetisch ist, und versucht, euch damit
zu umgeben, damit ihr durch den Einfluß des Schönen
selbst gut und edel werdet.«
Aus »Wie ich wurde«, Selbstbiographie von
Henny Porten, 61.—65. Tausend. Volkskraft*Verlag.
G. m. b. H. Berlin 1919.
Kritische Stimmen.
A. F. Seligmann über Heckei »Neue Freie Presse.«
<Wien 13. 10. 1920) ...
He ekel ist ein oft genannter Name, er gilt in Deutsch
land als repräsentativer Vertreter des Expressionismus
und die modernsten Zeitschriften bringen viele Beiträge
von seiner Hand. Was wir hier sehen, ist nicht einmal
sogenannte »abstrakte« Kunst,- es sind noch Spuren von
darstellerischen Elementen darin enthalten. Aber alle Maß
stäbe, nach denen man Talent, Können usw. zu messen
pflegt, versagen. Es ist möglich, daß irgendwelche künstle*
rische Absichten vorhanden waren. Zu erkennen sind sie
nicht, wie denn überhaupt jegliche Wirkung dieser soge
nannten Kunst auf dem guten Glauben der Beschauer be
ruht. A. F. S.
Das »Hannov.Tagblatt« über Jawlensky. <19.10.1920)
Die Kestner-Gesellschaft hat sich die löbliche Aufgabe
gestellt, Hannover mit den verschiedenartigsten Erzeug
nissen der bildenden Kunst bekannt zu machen. In den
36 Sonderausstellungen, die sie seit ihrem Bestehen ver
anstaltet hat, zeigte sich eine erstaunliche Mannigfaltigkeit:
neben vielem Schönen auch manches Unschöne. Das lag
in der Natur der Sache und war unvermeidlich: wenn die
Kunst möglichst erschöpfend vorgeführt werden sollte, so
durfte man an den Wunderlichkeiten und Verirrungen nicht
Vorübergehen. So ist denn gegenwärtig das Wirken des
russischen Malers Alexey von Jawlensky ins Licht gerückt.
Unter den ausgestellten Arbeiten dieses schon jetzt 56 jähri
gen Malers sollte jeder Besucher zuerst die Zeichnungen
betrachten. Es sind Akte, weibliche Akte, zwar wild und
wüst in den überquellenden Formen, aber doch mit unver
kennbarem Schmiß flott hingeworfen. Der sie gemacht hat,
verbindet mit sicherem Blick eine geschickte Hand, die Be
zeichnung »Künstler« ist ihm wohl zuzubilligen. Aber
Alexey von Jawlensky hat auch gemalt, und vor seinen
Gemälden kann einem angst und bange werden. Eine
Reihe davon hat überhaupt keinen gegenständlichen Inhalt.
Es sind Farbenzusammenstellungen, die im günstigsten
Falle als Studien, als Vorarbeiten für irgendeinen male
rischen Zweck gelten können. Vielleicht aber auch nur als
Picasso Zeichnung
(Mit Genehmigung v, Leonce Rosenberg, Paris)