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die wir nicht um alles Geld auf der Welt aufgeben möchten. Krank-"
heit und Elend gibt es herrlich viel bei uns. Darum sind wir dem
Himmel so nahe. Und dabei passen wir denn sehr auf, das unser
innerer Glanz nicht aus uns hinaus strahle. Den möchten wir uns
nicht gern nehmen lassen einesteils — und andernteils müßte er
die andern Menschen beschämen.
Unsre Tugend aber heißt Demut. Geduldig das Schlimme zu
tragen, als ob es das Glück wäre: das hat uns Jesus von Nazareth
gelehrt. Der ohne Murren das Kreuz trug. Wir sind allerdings
noch etwas weiter gekommen als er, der nur das blühende Schwind
suchtsalter erreichte und nur bis Golgatha kam — unser Elend
nimmt Gott sei Dank nicht so schnell ein Ende. Es dauert unser
ganzes Leben. Oh, wie süß ist die Armut, wer sie nicht hat, weiß
nichts von der Seligkeit, von der Zufriedenheit, von der Bescheiden
heit: kurz, der kennt das Glück nicht. In früheren Zeiten war es
ja allerdings noch besser für uns als jetzt.
Da gab es Prügelstrafe. Da konnten wir uns als mutige Be
kenner zum Beispiele unseres Herrn Jesu, der uns das Himmelreich
verheißen hat, züchtigen lassen. Jetzt muß man schon Blödes tun,
wie z. B. ohne Gewerbeschein Leierkasten spielen oder an einem
öffentlichen Platze betteln, um auf der Polizeiwache zu Recht nach
unserem Verlangen gezüchtigt zu werden. Und die deutsche Re
volution droht uns auch um dies Glück zu bringen. Wir sind
wirklich das Salz der Erde.
Wir arbeiten, damit die anderen leben können. Ohne uns
hörte die Welt auf. Wie könnte je ein Reicher Kloaken ausräumen?
Oder Straßen kehren? Wie bekömmlich sind diese Beschäftigun
gen! Was sind mir Nachtigallen oder Rosen, wenn ich Dung
riechen darf und Staub schlucke.
Ach, und wie schön war es im Kriege, wo man uns von Gra
naten zerreißen ließ, uns in den Arsch trat (das haben wir beson
ders gern), uns hungern und dürsten und frieren ließ, damit wir
nur ja Jesu Worte erfüllen: jeder dieser Aermsten einer ist mein
Bruder! — Nur was das Stehen im Wasser anlangt, da bin ich
mir zweifelhaft, ob es programmäßig war. Aber es wird schon
stimmen. Es stimmt überhaupt immer alles. Das Himmelreich ist
unser schon auf Erden. — Herrlicher als im Schützengraben kann