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WARUM HINDENBURG ’NEN VOLLBART TRÄGT
Das glauben Sie gar nicht! Ausgerechnet! Und so was
halten Sie für möglich? Nee. Da war ’ne Stadt, mit ’m Kino,
mit ’m Wirtshaus, mit ’m Ratshaus, mit hier Kirche (da war Hin-
denburg auch ’mal drin) und da war ’ne Konditorei. Da saß bei
’ner Zigarre und Torte und Bier und falscher Schlagsahne und seiner
Frau — gemütlichst unser Hindenburg! Mit — denken Se —
Vollbart! Denken Se mal! Und ruhte sich aus von den Sorgen
der deutschen Revolution.
Aennchen, sagte er, Aennchen, vertraue fest auf Gott! Nahm
’nen Zug aus der Zigarre, ’nen Schluck Bier, ’nen Bissen Torte,
das Maul quatschte ihm nur so im Gesichte rum, — es war ein
großer Augenblick. Hinterdrein stopfte er ’nen Löffel Schlagsahne.
Männe, sagte Aennchen, Männe verschlucke Dich nicht! — I wo,
das Büschen Zeugs, da will ich erst mal Fritze Ebert und das
ganze demokratische Gelumpe verschlucken, ehe ich mich an das
Büschen Zeugs! I wo! —
Es war ein herrlicher Augenblick. Da saß unser großer, sieg
reicher Feldherr, unseres Kaisers seelig Paladin, einer der Großen
vom Kaiser Rauschebart, einer, der direkt vom Kyffhäuser kam —
und sprach wie ’n Mensch und aß wie ’n Mensch, und gar Torte
mit Bier und Schlagsahne und hatte ’ne Frau und ’n Vollbart!!
Und dann schob er so mit der Zunge im Maule rum, und nahm
noch gar den Finger zu Hilfe — so sicher machte den Herrlichen
der Vollbart! So ’n edler, einfacher Mensch war er!
Dann rief er den Ober. Was bün ich Ih’n nu schuldig für
den Krempel? — 4,85 sagte der Ober. — Inklusive? — Inklusive
4,85. — Na, denn geben Se uns noch ’nen guten Kognac! — Einen?
— Zweie, zweie!
Der Ober kam. Zwei Französische, sagte er. Da hätten Se
mal die Geste sehn sollen, die unser Held, unser Generalfeldmar
schall machte! Der ganze Ort bebte, als er donnerte: Französisch?