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Weg! Fort!! — Der Ober fiel vor Schreck vom Stengel und der
Kognac auf die Erde. Aennchen kriegte vor Schreck den Schlucken.
Aus Ehrfurcht kriegte ich ihn auch. Es war eine großartige Szene.
Aber dieser Dussel von Kellner verdarb mit seinem französischen
Kognac das ’ängere gemütliche Zusammensein mit Hindenburg —
der Sieger von Tannenberg, von Arras, Metz und Verdun stand
auf, schmiss ’n Fünfmarkschein auf ’n Tisch, zwängte sich in
semen Mantel, seinen dicken Popo zwischen Wand und Sofa durch
und schwamm ab.
Jetzt wurde die Sache ungemütlich. Aennchen riß ihren Um
hang vom Haken, packte schnell ihre Stullen in Zeitungspapier
(denken Se, sooo gemütlich war’s) und lief ihrem Heldenmänne
nach. Der brummelte noch so was wie „Kerl hat woll Deubel ge
holt — mir Französischen, mir! Wer-’ch Ludendorff sagen! Die
haun wir noch auf ’n Kopp! Nehme den Noske bei de Hammel-
beene und hau mit ihm den Franzmann windelweich!“
So gottverlassen können nun deutsche Kellner sein, daß sie
’nem deutschen Heldenführer der so ganz anspruchslos, so ganz
beinahe menschenartig sich herabläßt — daß sie dem mit ihrer
doven Ausländerei alle Ruhe nehmen! Dazu hatte sich doch unser
eiserner Hindenburg keinen Vollbart wachsen lassen! Dazu!! —
Und was ich noch erzählen muß — gleich nachher kommt ’n Liebes
paar, ’n ganz übliches Liebespaar und setzt sich mir nischt, dir
nischt — auf den Platz, den erst gerade Hindenburgs und seines
Aennchen Hintern gedrückt hatte und der da noch warm von sein
mußte! Es ist wirklich an der Zeit, daß wir in Deutschland wieder
die Monarchie und damit Respekt und Ordnung bekommen — wa
rum hat sich sonst Hindenburg für unser herrliches Vaterland ge
opfert? Na? Aber ich kann Ihnen nur sagen: Fort mit der demo
kratischen Sauerei! Her mit unserm Kaiser! Rin in den frisch
fröhlichen Vergeltungskrieg! So denken auch Hindenburg und
Ludendorff, die werden uns schon unsern herrlichen Kaiser wieder
bringen. Und so wie Wilhelm II heroisch sich aufopfernd nach
Holland ging, um sich seinem Volke zu erhalten, so opferten sich
auch Hindenburg und Ludendorff, zum Zeichen dessen tragen sie,
wie ihr oberster Kriegsherr, einen Vollbart. Der wird solange un-