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PUFFKE SEHNT SICH NACH DEM MITTELALTER
Ja, Puffke sehnte sich nach dem Mittelalter. So eine alte Stadt
wie Nürnberg oder Rothenburg oder auch bloß z. B. Anger
münde — das war’s, was Puffke so recht eigentlich sich wünschte.
Er, der Puffke, wollte garnichts von Hoch- und Untergrundbahn,
oder D-Zug oder Flugzeug wissen — er wollte nicht mal ’n Closet
mit Wasserspülung. Und warum? weshalb wollte Puffke das
nicht? Direktem ang aus seelischem Drang wiollte das Puffke nicht.
Seh’n Sie, dieser Mann, dieser wohllöbliche Bürger Puffke, der
brauchte weder Kant, noch ’ne Ethik; Goethe brauchte er schon
etwas mehr, jedenfalls wegen des Götz von Berlichingen mit der
eisernen Faust, die w r ar ja auch Mittelalter, kurz der Puffke war
so was, wie es Stirner im Individualanarchisten schildern wollte,
aber nicht konnte: weil’s Puffke schon lebendig war, bei Gott er
war’s, war ein absolutes, alleiniges Ich, ein Einziger!! Des star
ken Ichgefühls wegen war dem Puffke die Wasserspülung auf dem
Lokus zuwider, er machte auch so, was zu machen war; da er gut
aß, so war’s, täglich zweimal, nicht wenig. Seine tiefsten Gedan
ken dachte Puffke übrigens stets auf dem Ort. Und lesen tat er
meistens (außer der Morgenpost, Verlag Ullstein & Co.) auch dort,
wenigstens die bessern Sachen; deshalb lag immer ein Band Goethe
dort herum. Ja, warum sehnte sich nun Puffke nach dem Mittel-
alter? Einesteils also mal aus seelischem Drang wie gesagt, an-
demteils — ja, andernteils aus vielerlei Gründen. Ihm paßte z. B.
so’n modernes Wohnhaus nicht. Er, Puffke wollte außer ordent
lichen, dicken Mauern auch noch das Bewußtsein, daß so’n Haus
mit seiner Geschichte auch die Geschichte des Puffke auf die Nach
welt bringen würde. So, wie auf der Wartburg der Tintenklecks
gezeigt wird, den Dr. Martinus Luther nach dem Teufel an die
Wand schmiß, so wollte auch Puffke was ähnliches machen. Aber
was? Der Teufel erschien ihm nicht; und als er einem Steuer
beamten aus Wut mal ’ne Injurie an den Kopf warf, setzte es ’ne
hohe Geldstrafe. Das ließ man also besser bleiben. Ja, warum