Full text: Présentismus

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Welt der Erscheinungen erst beweglich macht, während 
für uns diese Schönheit nur die Kunst vorstellt, tot 
zu sein: wenn man ein lebendiges Ding in eine starre 
ruhende Form faßt, es tötet, so wird es mit Fug und 
Recht unsterblich sein. Wir aber wollen leben und 
sterben, wir wollen uns von der geheimnisvollen 
Dimension, von unserem sechsten Sinn Bewegung um 
herschleudern und zerreißen lassen! Damit uns bewußt 
sei, daß wir leben, heute leben!! Und so wollen wir 
denn zuerst den starr auf ein Ding zusammengefaßten 
Blick auflösen, weil unser durch die Wissenschaft er 
weiterter Blick rund und voll geworden ist, weil wir 
historisch alle optischen Möglichkeiten in unsere Seh 
weise aufgenommen haben und nun in der Optik weiter 
schreiten bis zu den Grundphänomenen des Lichtes. Wir 
lieben das Licht und seine Bewegung!! Und die Wissen 
schaft zeigt uns die Möglichkeit der freiwilligen Hergabe 
der dem Atom innewohnenden Kräfte! Alles zu seiner 
Zeit! Masaccio, Filipo Lippi, Castagno, Piero della Fran- 
cesca, Mantegna, Melozzo Daforli haben die Entdeckung 
der Welt für den Menschen ihrer Zeit geleistet, das 
Porträt und die Charakterdarstellung, die Fortführung 
des Illusionismus der Griechen. Die nächste Epoche der 
optischen Erweiterung war der Impressionismus. Seine 
direkten Nachkommen waren die Futuristen, die kühnen 
Erneuerer unserer optischen Anschauungen. Denn die 
Perspektive des fünfzehnten Jahrhunderts ist nicht mehr 
als eine technische Hilfskonstruktion; wer wollte die Ein 
drücke des heutigen Menschen, den ewigen Wechsel der 
Großstadtstraße im Licht, mit diesem Mittel darzustellen 
sich unterfangen. Diese Straße mit ihrer Hast und Be 
wegung, worin die Perspektive nur ein abstrahierter, kein 
wirklicher Teil ist? Wir wollen aus den futuristischen 
Analysen und über die Plagiatoren der mittelalterlichen 
Meister hinweg zu der uns angemessenen Optik. Denn: 
was ist die Kunst? Nonsens, wenn sie uns nur ästhe 
tische Regeln liefert, uns zwischen der Geographie der 
Großstadt, der Landwirtschaft, den Apfeltorten und den 
Frauenbusen mit Sicherheit zu bewegen! Wir fordern die
	        
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