Aeußerung zu begegnen. Die Frage nach einer überarbeiteten, da
bereicherten, dort gesichteten Neufassung der Ausstellung für Zürich
stellte sich. Aus der Frage entsprang eine Idee, aus der Idee ein
Plan, aus dem Plan ein Programm.
Programm und Thema wandelten sich in der Folge mit tieferem Ein-
dringen und wachsender Vertrautheit mit dem Stoff. Die „erste große
Ausstellung deutscher Kunst seit dem Krieg“; wie sie der Vorstellung
der Helfer in Deutschland und vielleicht auch ihrer schweizerischen
Freunde als Phantom gelegentlich vorschwebte, mußte Phantom blei-
ben. Ein solches Gesamtbild zeigte noch zu viel leeren Raum.
Hatten die Künstler in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten
mit zu knapper Atemluft leben müssen, um die große Ueberlieferung
einer deutschen Kunst hegen und nähren zu können? Hatten sie, in
andere Verpflichtungen eingespannt, keine Zeit und auch keine
äußere Möglichkeit, Künstler zu sein? Wie viele sind ihrer auf dem
Schlachtfeld und in den Bombenteppichen über den Städten ausge-
löscht worden! Besaß das Zürcher Kunsthaus die Gelder für die
Durchführung einer Ausstellung „im alten Stil“, mit „Ehrensaal‘“
für große Verstorbene und Lebende, retrospektiver Abteilung und
überzeugender Dokumentierung einer ihrer Sendung bewußtenm und
ihr gewachsener Jugend? „Unsere jungen Künstler sind heute die
Männer von vierzig Jahren und darüber“ erklärte man uns in Deutsch-
land. Es muß nicht überall und buchstäblich so sein, aber im tiefsten
Sinn ist die Feststellung wohl wahr. Ein Ver sacrum deutscher Kunst
ist im Krieg dahin gesunken.
So heißt denn die Ausstellung „Kunst in Deutschland 1930—1949*““,
und bringt es die Situation mit sich, daß manche schon vor dem Krieg
und vor 1930 uns vertraute, damals schon repräsentative Persönlich-
keiten mit seither geschaffenen Werken in ihr erscheinen und ihr
Bild mitbestimmen. Bei dem Auswählen für Zürich aus den in Mün-
chen vereinigten 600 Zeichnungen, Skulpturen und Gemälden obwaltete
die Erinnerung an den starken, unmittelbaren Eindruck des Beson-
deren, spezifisch Deutschen bei der Begegnung mit der Ausstellung
in Tübingen. Die Wahl fiel nicht immer auf die Künstler und Werke,
in welchen unsere deutschen Helfer die bedeutenderen sahen, Die Ver-
treter von Zürich suchten Erscheinungen zu vermeiden, in denen in
andern Ländern bereits verarbeitete Elemente am Tage lagen, oder