Volltext: Französische Maler des XIX. Jahrhunderts

zuständliche Harmonie der Dinge und Menschen und malt daraus 
seine Bilder. 
Delacroix und Daumier haben unter den verschiedenen Schab= 
lonen der Historienmaler, der Exotisten, der sozialen und anderer 
Tendenz= und Genremaler Regimenter von Mitläufern und Nach- 
ahmern, Nachfolger im Geiste finden sie, nach Gewinnung neuer 
Seh= und Darstellungsformen vielleicht erst wieder in van Gogh, 
Degas, Lautrec. Die Einstellung von Corot ist diejenige der 
eine Generation jüngeren Natur= und Lichtanbeter, die ähnlich 
wie er beginnen und in der Folge die eigentlichen IMPRES- 
SIONISTEN werden. Nicht für alle von ihnen, Pissarro, 
Sisley, Monet, Renoir, gibt die Ausstellung Beweisstücke für 
ihre Herkunft, wohl aber enthält sie von allen Bilder aus ihrer 
«guten Zeit», da sie, nach unserer gegenwärtigen Auffassung 
am vollkommensten sie selber sind. Sie malen so lang der Tag 
ihnen beschieden ist, mit der Leichtigkeit und Sicherheit einer 
beglückenden natürlichen Lebensäußerung, weniger die Dinge 
selbst als den Schimmer, mit dem das Licht sie verklärt und 
umkleidet. Der zarte Sisley wird neunundfünfzig Jahre alt, 
Pissarro zweiundsiebzig, Renoir achtundsiebzig, Manet sechsund- 
achtzig. 
Als Zeitgenosse, sogar noch etwas älter als Renoir und Mo= 
net, doch aus einer andern Zone steht neben ihhen CEZANNE. 
Er packt fester zu als sie und Manet und stellt anderseits über 
jeden besondern Zweck und Inhalt für seine Werke Vollkom- 
menheit der plastischen und malerischen Form. Männlich kraft 
voll und kühl, für die Ewigkeit gebaut, in seinem Gefüge un= 
trennbar verklammert und verspannt und in den stärksten wie 
den feinsten Abstufungen mit Gewicht und Gegengewicht aufs 
letzte ausgeglichen, sieht er vor sich das Bild, das er ein Leben 
lang zu «realisieren» sucht; das scheinbar Unvereinbare ver= 
schmolzen, in Einem zugleich Abbild und Sinnbild der Natur 
und eigengültiges, von Menschenhand und -Geist geschaffenes 
Gebilde. Seine Formen erhalten endgültig ihren Rang im Gan= 
zen und ihre Fülle, und jede Farbe ihre Stärke und ihren Klang, 
nicht aus der seelischen Innenwelt des Künstlers oder von der
	        
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