Full text: Französische Maler des XIX. Jahrhunderts

Außenwelt und den ihr entnommenen Gegenständen, sondern 
von dem besondern aufbauenden Gesetz jedes einzelnen Bildes. 
Neben solchem Bekenntnis sind Delacroix, Daumier, Corot, 
auch Lautrec und van Gogh sentimentalishe Erzähler, die 
Impressionisten naive Empiriker. Es ist der dritte Akt im 
Drama. Cezanne macht den Weg frei für die Kunst des 
neuen Jahrhunderts. 
Gewohnt, in Bildern Gegenständen und Figuren von greif- 
barer Deutlichkeit zu begegnen, sollen die ersten überraschten 
Betrachter von Malereien in der Art der gegenwärtig ausge- 
stellten kopfschüttelnd immer weiter von der Wand zurück= 
getreten sein, um statt nur Farben doch Dinge zu erkennen, 
und die Augen klein gemacht haben, um im Gewirr von Pinsel- 
strihen Formen zu erhaschen. Seit drei und mehr Jahrzehnten 
werden inzwischen unsere Wünsche nach «Deutlichkeit» durch 
die bewegte und unbewegte Photographie zum guten Teil er- 
füllt und unsere Augen ohne Zwang im Umgang mit den Bildern 
für das empfänglich, was damals erst die Maler als neue künst- 
lerische Schönheit empfunden und erschlossen hatten. Wir treten 
heute nah an sie heran und öffnen die Augen weit, um in ihr 
dichtes farbiges Geflecht uns zu vertiefen und ihren malerischen 
Schmelz und Reichtum ganz in uns aufzunehmen. 
VW. WARTMANN.
	        
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