Full text: Internationale Ausstellung Plastik

9 
jeder Richtung und sehen ihr von seitwärts und von hinten 
in die Kulissen; die Seen werden umkreist und geben Tiefe 
und Raum, die Berge lösen sich aus der einfachen Linie des 
Horizonts und stellen sich als greifbare Massen mit Breite, 
Tiefe, Höhe jeder an seinen eigenen Platz. Strandbad und 
Sport lassen den menschlichen Körper besser kennen lernen 
und lebendiger empfinden; und auch beim Hausbau wird der 
Sinn im Räumlichen mehr als im Malerischen, im Bau-Körper 
mehr gesucht als in der Fassade. 
Nun schien die Stunde gekommen, um in einer umfassenden 
Darbietung die Plastik nicht mehr als Trabantin, sondern für 
sich allein auf gleichem Fuße mit der Malerei, als andersartige, 
doch ebenbürtige Kunst zur Wirkung kommen zu lassen, und 
durch die Vielfältigkeit ihrer Erscheinungen das überall Zu 
grundeliegende, ihr allein Eigene und Wesentliche zu bekräf 
tigen. Daß dieses nur die runde Form als solche, niemals die 
bunte Oberfläche sein kann, beweist die Feststellung, daß nir 
gends Mühe aufgewendet wird, die Eigenfarbe des Werkstoffes, 
Stein, Holz, Metall, im Sinne einer Angleichung an die Ober 
flächenfarbe des Dargestellten zu verändern. So wie der Werk 
stoff durchgefärbt ist, in der Berührung mit der Luft allmählig 
äußerlich sich tönt, oder wie er zur besseren Erhaltung mit 
einem Schutzmittel überstrichen wird, bleibt die Skulptur in 
ihrer Haut vom Kopf zur Sohle. Es geht nicht um Farbe, son 
dern allein um Licht und Schatten auf der farbig indifferenten 
Haut der Dinge, und Licht und Schatten bedeuten auch nicht 
malerisches Spiel von Hell und Dunkel als Ziel und Selbstzweck, 
sondern ausschließlich Flach oder Gewölbt, Hoch oder Tief. 
Auch Linien sagen hier anderes als in der Malerei und 
Zeichnung. Dort weist der Umriß jedem Dinge seinen Platz 
in der Schaufläche und dem Beschauer seinen einen, unver 
rückbaren Standort vor dieser Fläche an. Im Relief steht es
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.