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Linie dem Tag entgegen; wir treten hinter und neben ihn,
nicht vor ihn hin, und folgen seiner Bewegung; die breite
Brust wirft nur das Licht zurück, nach dessen Quelle wir mit
ihm uns wenden. Das Spittelerdenkmal steht in Liestal auf
einem offeneren, aber kleinern Platz, Umriß und Bewegung
zeichnen sich vor dem unendlichen Himmelsraum; das Zürich
horn gibt dem Auge mehr Abstand, um die Gruppe als Ganzes
zu fassen und rahmt sie im leicht gesenkten Wiesengrund
unter der Wölbung hoher Bäume.
Sinnbilder sind neben ihrer Existenz als sinnlich zu be
greifende Skulptur der David von Ivar Johnsson, die Akkorde
von Mestrovic und die große Bronze «Im Winde» oder «Fin
nisches Mädchen» von Wäinö Aaltonen, die mit drei männ
lichen Gestalten, Pelzhändler, Steuereinnehmer, Wildfänger,
auf einer breiten Straßenbrücke in Tampere finnische Art
und Leben ausprägen soll. Die meisten der sonst im Freien
aufgestellten Werke sind kleinere Figuren, um ihrer selbst
willen vom Bildhauer nach zur eigenen Freude gestellten Auf
gaben geformt, zum Kunstwerk, das aus dem bunten Leben
ein Stück nimmt und daraus etwas ähnliches, doch neues
schafft. Bei ihnen liegt die Spannung darin, wie ihre um
gewandelte Natur zur ebenfalls durch Menschenhand teilweise
neu gestalteten Landschaft unter dem offenen Himmel und
im freien Licht sich stellt.
Das Nachtasten des Weges von der Natur zum Kunstwerk
und von der fertigen Skulptur zurück zu dem in ihr ver
kapselten Modell ist wohl ein wesentlicher Teil der Ausein
andersetzung mit den im Kunstbaus auf gestellten Werken.
Die enge Nachbarschaft zeigt hier eindringlicher die Viel
fältigkeit der Wege und der Mittel, von einem Werk und
einer Hand zur andern, und manche grundsätzliche Verschie
denheit zwischen den Nationen; die reife, künstlerisch beruhigte