Full text: Antoine Pevsner, Georges Vantongerloo, Max Bill

Ein Russe, ein Flame und ein alemannischer Schweizer, die beiden ersten 
zwischen sechzig und siebzig, der Schweizer eben knapp vierzigjährig, treten 
vor uns mit ihrer Auffassung von bildender Kunst, deren Benennung und 
Wertung für manchen Kunstfreund immer noch nicht außer jeder Diskussion 
steht. 
Genau vor zwanzig Jahren, im Oktober/November 1929, vereinigte das 
Zürcher Kunsthaus als Ergänzung zu seiner internationalen Ausstellung von 
1925, wieder im internationalen Rahmen, «eine Auswahl sogenannter un- 
gegenständlicher Gemälde und Skulpturen» und gab ihnen zum Geleit die 
Worte: 
«Noch nicht sehr weit verbreitet, aber seit den ersten Jahren des neuen 
Jahrhunderts in verschiedenen Zentren lebhaft vertreten und gepflegt, 
gehört die ungegenständliche Malerei und Plastik zum Gesamtbild der 
heutigen Kunst. Ihre Freunde sehen in ihr überhaupt den wesentlichen 
Teil und lebendigen Kern der Kunst der Gegenwart und die Grundlage 
für die Kunst der nächsten Zukunft.» 
Als seine besondere Aufgabe hatte das Kunsthaus sich vorgenommen, 
«mit einer knappen Auswahl von charakteristischen Arbeiten die Begrün- 
der und Führer der Bewegung zu vereinigen, die mit Vermeidung der 
imitativen Wiedergabe des unmittelbar Sichtbaren, Kunstwerke schafft, 
die nicht von ihrer gegenständlichen Bedeutung oder dem sinnlichen Reiz 
des Materials leben, sondern von der eigenen inneren Spannung ihrer 
Farb- und Raumwerte und deren tieferer seelischer Bedeutung.» 
Von dieser Formulierung erklärte damals Kandinsky, der mit Klee von Dessau 
her gekommen war, wie Delaunay, L6ger, Lipschitz, Picasso und Mondrian 
aus Paris, sich sehr befriedigt, sie entspreche seinem eigenen künstlerischen 
Prinzip. In vorderster Reihe standen als Plastiker in jener Ausstellung auch 
schon Pevsner und Vantongerloo. 
Bald glaubte man, zu den «verschiedenen Zentren» der einstweilen als 
«abstrakt» umschriebenen Kunstform auch die Schweiz zählen zu dürfen. Im 
Sommer 1936 zeigte das Zürcher Kunsthaus die Ausstellung «Zeitprobleme in 
der Schweizer Malerei und Plastik». Hier tritt neben dem Schriftsteller 
S. Giedion nun der Künstler und auch Schriftsteller Max Bill ins Licht. Noch
	        
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