Eine darüber hinaus entwickelte (oder ausgeartete?) „pl a-
stische“ und „malerische“ Zeichnung suchen Wir-
kungen zu erspielen, die vornehmlich der Skulptur und der
Malerei eigen sind. So gibt es auch eine hart und kalt oder eine
weich modellierende Zeichnung, die ihrer besondern Absicht ge-
mäße Werkzeuge benutzen; statt Griffel und Zeichenstift den stäh-
lernen, schneidenden Stichel, die weich schummernde Kreide, den
leicht gleitenden, malenden Pinsel. Es gibt auch eine „farbige“
Zeichnung, wenn sich die Zeichnung nicht mehr in ihrem ur-
sprünglichen Bereich von nur Hell und Dunkel, von abstraktem,
Schwarz-Weiß, hält.
Im allgemeinen ist „Graphik“ in der Umgangssprache das
Sammelwort für Zeichnung in allen ihren möglichen Erscheinun-
gen und Verfahren: zeichnerisch im engeren Sinn, malerisch
schwarz-weiß und farbig, „Hand“-Zeichnung einmalig auf nur
einem Blatt Papier, und vervielfält: gt, umgedruckt von
der Metallplatte, dem Holzstock, dem Lithographenstein, als
Kupferstich, Radierung, Holzschnitt, Stein-Zeichnun®g
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Die Namen „Graphisches Kabinett“ und „Graphischer Kreis“
wollen nicht die Vorstellung eines graphisch dargestellten Kabi-
nettes oder Kreises wecken. Absicht und Uebereinkunft gehen
dahin, daß das Graphische Kabinett eine Heimmstätte
und Quellstätte für Graphik sein soll, der Graphische
Kreis ein Zirkel, eine Vereinigung, von Künstlern, die als
Graßhiker sich betätigen.
Der Grapßhiker gräbt, wenn er nicht bei der einmaligen „Hand“-
Zeichnung bleiben will, mit dem geschärften und gehärteten
Stahlstichel seine Zeichnung in die weiche Kupferfläche, die auch
sehr harte Stahlplatte, oder mit dem Schneidemesser in das fase-
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