anonym gebliebenen Mitarbeitern an dem Band arbeitete. Die Initialen und die Randleisten
enthalten kleine Figuren, ländliche Szenen, Personen, Insekten, Blumen und zeichnen sich
durch einen an flämische Kunst gemahnenden Realismus aus (D’Ancona, 77, 8.23; Toesca,
307, S. 325—326; Aeschlimann, 1, S. 150).
Kreis von Giovannino de’ Grassi
208 BREVIER, „BREVIARIUM AMBROSIANUM“
Pergament-Codex, Ende des 14. Jahrh., 27,5 X 39,5, Bl. 360, Original-Ledereinband mit Messing
buckeln
Mailand, Trivulzio-Bibliothek, Castello Sforzesco (Cod. 2262)
Eine Kopie des alten Traktats von Beroldo über die Gebräuche der Mailänder Kirche, im
Jahre 1396 von Andriolo de’ Medici aus Novate im Auftrage der Mailänder Domverwaltung
geschrieben. (Magistreitti, 192, S. 231 ff). Die Miniaturen des Codex enthalten die Pracht der
fast schon überreif gewordenen Kathedralgotik: feine Spitzsäulchen gehen von den Initialen
aus, Laubwerk, Lilien und goldne Krabben, aus Marmorschäften entspringend, umrahmen die
Seiten als Randleisten. Der Codex gilt als eines der besten Werke des Giovannino de’ Grassi
(D’Ancona, 77, S. 22), von dem mit Sicherheit die sehr originelle Erfindung der Schmuck-
leisten stammt, während bezweifelt wird, ob auch die Initialen von seiner Hand herrühren,
wie Toesca (307, S. 306 usf.; S. 190 usf.) glaubt. Die berühmte erste Seite, mit Randleisten in
leuchtenden Farben, stammt vermutlich von Giovannis Sohn Salomone de’ Grassi, der bei
der Anfertigung des Codex die Hauptarbeit geleistet hat und dem Leiter der Schule am
nächsten stand. Katalogisiert von Porro (259, S. 45).
Giovannino und Salomone de’ Grassi
209 STUNDENBUCH („OFFIZIOLO“) DES GIAN GALEAZZO VISCONTI
Pergament-Codex, Ende des 14. Jahrh,
Mailand, Sammlung des Herzogs Visconti di Modrone
Einer der bedeutendsten lombardischen Codices vom Ausgang des Trecento. Nach Toesca
(307, S. 315) erinnern einige Illustrationen deutlich an das ebenfalls ausgestellte Skizzenbuch
von Bergamo, so daß sie ein Werk Giovanninos de’ Grassis sein dürften. Andere, mit gerin-
gerer Feinheit ausgeführt, stammen vermutlich von seinem Sohn Salomone.
Das ganze Werk ist mit erlesener Feinheit ausgeführt; mit jedem Blatt steigert sich die Er-
findungskraft der Künstler in dem Schmuck der Randleisten mit ihrem zarten, bunten Netz-
und Spitzenwerk.
210 LATEINISCHE BIBEL
Pergament-Codex, 15. Jahrh., 29X44, Bl. 1109, Pappeinband, Lederrücken
Mailand, Biblioteca Nazionale Braidense. AE. XIV. 24
Dieser Codex ist der erste Band eines vierbändigen Werks. Er enthält bedeutende Miniaturen,
die Toesca (307, S. 323 x; 581) der Schule des Giovanni de, Grassi zuschreibt; einige
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