Der Codex, von Giovanni de’ Porcelli aus Mailand kopiert, stammt aus der Certosa di Pavia
und ist von einem lombardischen Meister geschmückt. Toesca (307, 8. 539, 582) glaubt in der
Miniatur der Geburt Christi (Bl.1) wegen der Farben, der schmalen Gesichter und vieler
Eigentümlichkeiten in der Zeichnung der leichten Kleider mit tiefgelegten Falten, wie auch
der Hände, das Werk eines der beiden Miniaturenmaler zu erkennen, die das Meßbuch des
Filippo Maria Visconti illustriert haben. Auch D’Ancona (77, 8. 51—852) ist dieser Meinung,
da er bei diesem Künstler eine Kraft in der Komposition und eine ganz neue Mannigfaltigkeit
der Farben findet, die im Gegensatz zur Manier de’ Grassis stehen.
Erläutert von Carta (63, S. 38—40).
Lombardisch, 15. Jahrhundert
217 „MARTINUS DE GARATIS. TRACTATUS“
Pergament-Codex, 15. Jahrh., 18,4 X 25, in Samteinband
Mailand, Trivulzio-Bibliothek, Castello Sforzesco (Cod. 138)
Die Miniatur der ersten Seite, eine Madonna mit dem Kind in grünender Landschaft, zeigt
die typischen Eigentümlichkeiten der lombardischen Schule. Das am Fuß des Blattes in Minia-
turmalerei angebrachte Wappen der Visconti bestätigt den norditalienischen Ursprung des
schönen, dem Filippo Maria Visconti gewidmeten Bandes (Porro, 259, S. 166).
218 RAPHAEL DE VICOMERCATO — HOROSKOP DES GALEAZZO
MARIA SFORZA
Pergament-Codex, 15. Jahrh., 13,5X 19,5, Pergamenteinband
Mailand, Trivulzio-Bibliothek, Castello S£orzesco (Cod. 1329)
Dieser Codex enthält nur eine Miniatur aus der lombardischen Schule, die, der internationalen
Gotik verpflichtet, Naturalismus mit dekorativem Geschmack verbindet (Malaguzzi-Valeri,
198, III, 8. 127; Porro, 259, S. 455).
Lombardisch, 1426
219 PETRARCA, ÜBER DIE BERÜHMTEN MÄNNER
„PETRARCA FR, DE VIRIS ILLUSTRIBUS“
Pergament-Codex aus dem Jahre 1426, 16,4 X 24,6, Bl. 164, Ledereinband
Mailand, Bibliotecea Ambrosiana, R. 49 Sup.
Der Codex wurde in Rom geschrieben, aber Toesca (307, S. 370) ist der begründeten Meinung,
daß ein lombardischer Künstler den Miniaturenschmuck auf Bl. 2 v. geschaffen hat, da er
ein Produkt der nach gotischem Geschmack sich orientierenden Kunst ist, wie er zu Beginn des
15. Jahrhunderts an den norditalienischen Höfen herrschte.
1925