und wandte sich unter dem Einfluß Giottos und Giovanni Pisanos einer Kunst von
ausdrucksreicherer und spannungsvollerer Dramatik zu, wovon seine Grablegung in
S. Francesco in Assisi zeugt. Dennoch bleibt er sowohl im Fresko wie in seinen zahlreichen
Tafelbildern ein typischer Sienese, mit seiner edeln Farbigkeit, dem Gefühl für die
erlesene Linie und seinem Sinn für lebendig gestaltete, köstliche Einzelheiten.
606 MARIA MIT DEM KIND UND ENGELN
Tafelbild, oben zugespitzt, 26X55
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 593
Entzückendes Altärchen für die Hausandacht, erst kürzlich von der Forschung dem Lorenzetti
zugesprochen, ohne daß dafür ein sicheres Datum gegeben werden könnte. So setzt es Van
Marle (201, Bd. IT, S. 333) zeitlich vor das Polyptychon von Arezzo von 1320, während Perkins
erst viele Jahre später datiert. Das wahrscheinlichste Datum scheint 1330 nach der Ansicht von
Cecchi (66, 8. 11—12), der auch bemerkt, daß im Vergleich zum strengen Archaismus der
geradezu noch im Geist des Duccio gehaltenen frühen Werke hier eine Veränderung im Engel-
und Madonnentypus stattgefunden hat, begleitet von einer neuen Art der liebenswürdigen
Gebärde, wie sie in der Frucht im Kinderhändchen zum Ausdruck kommt. Charakteristisch für
Pietro ist die feierlich-ernste Atmosphäre, die durch das prachtvolle Zusammenklingen der von
Gold durchsetzten Rot und Blau verstärkt wird.
Bernardo Daddi
Florentiner Maler, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts tätig, gestorben 134°. Wie-
wohl der Giotto-Schule entstammend, näherte er sich auch in erheblichem Maße den
Meistern von Siena, besonders dem Ambrogio Lorenzetti. Seine feine und anmutige
Kunst findet ihren besten Ausdruck in den vielen kleinformatigen Andachtsbildern, die
sich von ihm erhalten haben und die Reichtum des Dekors mit einer zarten und kostbaren
Farbengebung verbinden.
607 BEMALTES TRAGKREUZ
Holz 35X45
Mailand, Museo Poldi Pezzoli
Zeigt auf beiden Seiten den Gekreuzigten. Auf der Vorderseite stehen in den Armen die Ge-
stalten der Madonna und Johannes des Evangelisten, darüber der auferstandene Christus und
unten die Büste eines Verstorbenen. Auf der Rückseite sind in den Armen Jakobus der Aeltere
und Johannes der Täufer dargestellt, oben der Heilige Paulus und unten die Heiligen Petrus
Martyr und Thomas von Aquin.
Früher in der Sammlung Stroganoff, dann Sangiorgi. Von Offner (235, III. Teil, Bd. IV,
S. 193) einem engeren Nachfolger Daddis zugeteilt, steht das Bild doch entschieden dem Stil
der „Geschichten von der Gürtelspende‘“ des Meisters in Prato nahe, ebenso seinen kleinen
Tafelbildern in der vatikanischen Pinakothek. Die Entstehungszeit dürfte zwischen 1340 und
1343 anzusetzen sein.
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