falls an Masacecio; doch erfüllt Filippo Lippi dessen ernsthaft gewichtige Formen, besonders
beim Kind und den Engeln, mit volkstümlich-realistischer, derber Lebhaftigkeit. Auch in den
Gesichtern ist das Typenhafte Masaccios zugunsten des Persönlichen und Charakteristischen
verlassen, in einem Realismus, der an Donatello erinnern kann. Sehr bezeichnend für den
Künstler ist auch die überraschende Frische und Unmittelbarkeit, mit der die Blumen zu
Füßen der Maria gemalt sind.
612 PIETA
Holz 29X54, oben zugespitzt
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 587
Von Schmarsow Fra Filippo Lippi zugeschrieben. Ebenso von Berenson (33, S. 247), der
früher den Pesellino als Autor vorgeschlagen hatte. R. Oertel (234, S. 73) rückt das Bild in
die Nähe der Darstellung der Heiligen Hieronymus und Franziskus im Museum von Altenburg
und bestätigt somit die Autorschaft Fra Filippos ungefähr für das Jahr 1445.
Von starkem Ausdruck die Gruppe der Figuren sowohl wie die großartig-ernste Felskulisse,
deren Geschmack auf Fra Angelico zurückgreift.
Francesco di Stefano genannt 11 Pesellino
Maler und Miniaturist, geboren 1422 in Florenz, gestorben ebendort 1457. Sein Stil bildete
sich unter dem Eindruck der Werke von Fra Angelico, Masaccio und Paolo Uccello.
Besonders eng schloß er sich an Fra Filippo Lippi an, von dem er sich aber durch sein
leuchtendes Kolorit und seinen ausgesprochen plastischen Sinn unterscheidet. Sein
Oeuvre, das von der Forschung um das einzige sicher belegte Werk, die Altartafel für die
Compagnia di SS. Trinitä in Pistoia — heute in der Londoner National Gallery — herum
gruppiert wird, umfaßt auch eine Anzahl kleinerer Bilder für Predellen und Truhen. In
ihnen zeigt sich Pesellino als geborener Erzähler, der als Maler von klarstem Farb- und
Raumgefühl ein reines jugendfrisches Toskanisch spricht.
613 SZENE AUS DER GRISELDIS-NOVELLE
Holz 48X 417
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Sammlung Morelli, Nr. 511
Sehr wahrscheinlich gemeinsam mit dem folgenden Bild (s. Kat. Nr. 614) zu einer bemalten
Brauttruhe gehörig. Schilderung der Griseldis-Geschichte aus Boccaccios Dekameron: Der
Herzog von Saluzzo wird von seinen Leuten gedrängt, sich zu verehelichen.
Friezoni (114, 8. 58) hat diesen Zusammenhang als erster erkannt und die Tafeln dem Pesellino
zugeschrieben, was auch Schubring übernimmt (290, S. 280), sowie Berenson (33, S. 380).
In Erinnerung an die Kunst des Fra Angelico und des Filippo Lippi entwickelt hier Pesellino
eine muntere Erzählerkunst und gestaltet mit ausgesprochenem Raumgefühl eine reizvolle
Saäulenbühne.
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