Persönlichkeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts in der Toskana. In seiner letzten Zeit
wich die bildende Sehnsucht nach einem goldenen Zeitalter einer gequälten Unruhe, die
ihren Ursprung wohl stärker noch als in den dramatischen Ereignissen um Savonarola
in der Veranlagung eines einsamen, hoch sensiblen Menschen hatte.
622 MARIA MIT DEM KIND, SOGENANNTE MARIA MIT DEM BUCH
Holz 39X58
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 156
Ausgeführt zwischen 1482 und 1485, gleichzeitig wie die Madonna del Magnificat in den Uffi-
zien, von welcher das Bild die Komposition übernimmt und dem Rechteck anpaßt (Gamba,
123, S. 148 ff.). In dieser besonders glücklichen Zeit des Künstlers fließt die zarte, aber sicher
die Dinge rhythmisch gestaltende Linie mit einer Sicherheit und ordnet sich die lichten, köst-
lichen Farben und das zarte Helldunkel unter, daß, wie Bettini (43, S. 32—33) sich ausdrückt,
das Plastische fast ins Körperlose gesteigert erscheint.
Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 120 (345, 8. 88).
623 PORTRÄT DES GIULIANO DE’ MEDICI
Holz 36X 54
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Sammlung Morelli, Nr. 524.
Eindrückliches Porträt des Mediei, den Botticelli bereits in der Anbetung der Hirten in den
Uffizien dargestellt hatte. Das Bild in Bergamo muß mit einem gleichen im Kaiser-Friedrich-
Museum in Berlin in Zusammenhang gebracht werden, welches aus der Familie Strozzi stammt,
Gamba (123, S.123—24) hält beide für nach der Totenmaske ausgeführte Arbeiten, die
ungefähr 1478 entstanden wären, anläßlich der Verschwörung der Pazzi, bei der Giuliano
ums Leben gekommen war.
Eine gewisse Härte in der Zeichnung und eine Kühle im Ausdruck veranlassen denselben
Kritiker sowie 4. Venturi (311, VII, I. Teil, S. 611) und Mesnil (204, S. 228), in der Aus-
führung beider Bilder Schülerhand zu vermuten. Andere nehmen an, daß das wirklich eigen-
händige Porträt, von dem dieses und das in Berlin nur zeitgenössische Wiederholungen wären,
jenes ist, das früher in der Sammlung Thyssen, heute in der Sammlung Kahn in New York
sich befindet; immerhin ist in diesem das Profil umgekehrt. Kürzlich hat Bettini (43, S. 25)
ein viertes, sich in italienischem Privatbesitz befindendes Porträt als das ursprüngliche vor-
geschlagen,
Ausgestellt 1938 an der Ausstellung Italienischer Porträtkunst in Belgrad als Nr. 22 (352,
8.22) und 1939 an der Medici-Ausstellung in Florenz (354, S. 88)
624 GESCHICHTE DER VIRGINIA
Holz 165X 82
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Sammlung Morelli, Nr. 525
Gehört nach Gamba (123, 8. 184 ff.) zu einem Zyklus von Gemälden, der 1498 Botticelli und
andern Künstlern (darunter Piero di Cosimo) von Guido Antonio Vespuceci für ein Haus in der
Via dei Servi in Florenz in Auftrag gegeben worden war.
Das Motiv stammt aus Titus Livius und enthält die verschiedenen Episoden aus der Geschichte
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