702 MÄNNLICHES BILDNIS
Holz 59X79
Mailand, Sammlung Nob. Luigi Perego di Cremnago
Datiert und bezeichnet „1525 BARTHOLOMEUS VENETUS F“, Gehört der späten Schaf-
fensperiode des Künstlers an und zeigt in der Komposition nahe Verwandtschaft mit dem
zeitlich vorangehenden männlichen Bildnis der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand. Aus diesem
wurde das typische Motiv der Drapierung übernommen, deren Kontrast mit dem Schwarz des
Gewandes, das Gesicht, die Hände und das weiße Hemd hervortreten läßt. Die etwas gezwun-
gene Haltung und die Geste der Hand könnten an ein Selbstbildnis denken lassen.
Donato Bramante
Architekt und Maler, geboren 1444 in Monte Asrualdo bei Urbino, gestorben in Rom
1514. Ausgebildet unter dem Einfluß der Malerschule von Urbino und besonders des
Melozzo da Forli, malte er 1477 Fresken an der Fassade des Stadthauses von Bergamo.
Bald darauf war er in Mailand, wo er neben seiner vorwiegend architektonischen Tätig-
keit auch der Malerei oblag, was besonders durch die Fresken der Casa Panigarola, heute
in der Brera, belegt ist. Seine angeborene Begabung für die Gestaltung des Raumes
blieb nicht ohne Einfluß auf die Malerei eines Foppa und Zenale; auf der andern Seite
bildete sich in ihm, durch das oberilalienische Milieu begünstigt, eine einfallsreichere
Vielseitigkeit der Erfindung heraus und eine über Melozzo weit hinaus gehende Vorliebe
für kräftig hervortretendes Gestalten von metallischer Festigkeit.
703 CHRISTUS AN DER SÄULE
Holz 62X 93
Mailand, Brera, Depositum aus der Abtei Chiaravalle
Befand sich in einer Querschiff-Kapelle der Abteikirche Chiaravalle bei Mailand. Bereits
Lomazzo in der Idea del Tempio della Pittura spricht davon als von einem Werk des Bramante,
was die Zuschreibung zur Tradition werden ließ. Zweifel meldeten sich erst, als Longhi 1916
den Argus des Castello Sforzesco versuchsweise dem Bramantino zuschrieb. Das veranlaßte
A. Venturi (315, S. 181—186; 318, S. 41), den im Stil mit dem Argus verwandten Christus
aus Chiaravalle ebenfalls für Bramantino in Anspruch zu nehmen, indem er ihn mit dem
früher datierten auferstandenen Christus aus der Sammlung Majno, heute in der Sammlung
Thyssen in Lugano, verglich.
Die geradezu illusionistische Plastizität des Kopfes und der mächtige Torso vor dem lichten
Himmel unterscheiden sich aber doch sehr stark von der dem Abstrakten zuneigenden Stilisie-
rung Bramantinos (Baroni, 16, S. 20). Zum selben Schluß führt auch ein Vergleich mit dem
plastischen Stil des De Fondutis, des Mitarbeiters von Bramante bei der Dekoration der
Sakristei von San Satiro, deren ornamentaler Geschmack sich in der Dekorierung des Pilasters
zeigt, an den sich der Körper Christi lehnt.
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