Volltext: Ausführliches Verzeichnis, Text ohne Abbildungen ([1])

angelegten Bildaufbau Fra Bartholomeos kennen. 1508 von Papst Julius II. zur Aus- 
malung der vatikanischen Stanzen nach Rom berufen, bildete er dort seinen Stil voll 
aus in der Berührung mit der Antike, Michelangelo und den weiten Raumrhythmen der 
Architekturen Bramantes. Auch die durch Sebastiano del Piombo vermittelte Erfah- 
rung venezianischer Malerei wurde von Raffael mit überlegener Freiheit aufgenommen 
und verwandelt im Geiste seiner Kunst, deren Größe, rhythmischer Wohlklang und 
durchsichtig-heitere Klarheit sich am bedeutendsten in den großen Kompositionen der 
Stanzen ausspricht, aber auch in den milden und majestätischen Madonnen, den harmo- 
misch treffenden Porträts. 
721 BRUSTBILD EINES ENGELS 
Holz 27X 31 
Brescia, Civica Pinacoteca Tosio e Martinengo 
Gehörte ursprünglich zu einem die Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino darstellen- 
den Altarbild, das im Dezember des Jahres 1500 bei Raffael und Evangelista di Pian de 
Meleto für die Baronzio-Kapelle der Kirche S. Agostino in Cittäa di Castello bestellt wurde 
(Fischel, 104, S. 104 ff). Die Altartafel, deren Komposition durch eine Zeichnung der Raffael- 
Schule im Musee Wicar in Lille und eine alte Kopie in Cittä di Castello überliefert ist, wurde 
1789 durch ein Erdbeben beschädigt und auf Geheiß von Papst Pius VI. von ihrem Standort 
entfernt; 1797 wurden ihre Fragmente zerstreut. Die einzigen bis heute wiedergefundenen 
Teile sind ein krönender Gottvater und ein Marienkopf im Museum von Neapel und die Figur 
des Engels in Brescia, die früher als Timoteo Viti galt und erst nach einer Restaurierung 
1912 als von Raffaels Hand erkannt wurde. 
Die etwas weiche und leblose Gefühlsseligkeit Peruginos scheint in dieser reizenden Talent- 
probe des jungen Raffael von einem frischen Hauch jugendlicher Poesie belebt und geklärt. 
Die Lauterkeit der Komposition, erreicht durch ein harmonisches Zusammenspiel wohllautender 
Kurven und ausgewogene Verteilung der Farbzonen, verleiht der Gestalt eine unvergleichliche 
Noblesse und herb-zarte Jugendgrazie (Ortolani, 238, 8. 7). 
Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 193 (345, S. 126). 
722 DER HEILIGE SEBASTIAN 
Holz 34 X 43 
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Lochis, Nr. 314 
Stammt aus der am stärksten von Perugino bestimmten Zeit Raffaels, zwischen 1501 und 
1504, und kann, wie Venturi (311, IX, Teil II, S. 106) bemerkt, auf einen Typus zurück- 
geführt werden, wie er etwa in Peruginos Heiliger Magdalena des Palazzo Pitti verkörpert ist. 
Doch erweist der junge Raffael in dem Bild aus Bergamo seine Fähigkeit, das Vorbild des 
Lehrers zu läutern und zu reicherer und präziserer Harmonie zu erheben, wie sie auf dem 
(gebiet der großen Komposition auch die Marienkrönung im Vatikan erkennen Jäßt. 
793 DER SEGNENDE CHRISTUS (PAX VOBIS) 
Holz 25X 30 
Brescia, Civica Pinacoteca Tosio e Martinengo 
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