1832 durch den Grafen Tosio von der Familie Mosca in Pesaro erworben. Gehört, wie der
wohl etwas früher entstandene Sebastian aus Bergamo (Nr. 722), in die perugineske Zeit
Raffaels, der hier noch entschlossener danach strebt, die von seinem Lehrer überlieferten
Formvorstellungen zu bereichern und zu erweitern, wie die große Kurve des Mantels zeigt,
vor allem aber das Gesicht und der elfenbeinfarbene Körper, der mit empfundensten Schatten-
übergängen modelliert ist. In der heiter-idealen Erfindung der von weichem Licht umhüllten
Gestalt und dem fast vollständigen Fehlen der herkömmlichen, an die Passion erinnernden
Symbole, spricht sich mit jugendlicher Reinheit jenes Streben nach formaler Sublimierung
aus, das zu den wesentlichsten Zügen von Raffaels Kunst gehört.
Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 197 (345, 8. 129).
Mariotto Albertinelli
In Florenz 1474 geborener und 1515 dort gestorbener Maler, Schüler von Cosimo Rosselli
und Piero di Cosimo, später auch unter dem Einfluß Peruginos und Leonardos. Er war
Mitschüler und Arbeitsgenosse des Fra Bartolomeo, nach dessen Vorbild er sodann breit
angelegte Formen und groß komponierte Szenen schafft, aus denen die spontane Frische
und Intimität, die seine Jugendwerke mit ihrem noch ganz quattrocentesken Geist aus-
gezeichnet hatte, mehr und mehr verschwindet.
724 TRAGBARES ALTÄRCHEN. IN DER MITTE MARIA MIT DEM KIND,
AUF DEN FLÜGELN DIE HEILIGEN BARBARA UND KATHNARINA VON
ALEXANDRIEN UND AUF DEN AUSSENSEITEN DIE VERKÜNDIGUNG
Holz, geöffnet 44X31, geschlossen 24 X 31
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 477
Stammt aus der Sammlung Fumagalli in Mailand. Auf dem Rahmen des Mittelbildes 1500
datiert. Nach anderer Auffassung stellen die Buchstaben „MD“ die Anfangsbuchstaben der
Worte M(ater) D(ei) dar.
Lange Zeit dem Fra Bartolomeo zugeschrieben, dessen Stil im Helldunkel der Verkündigung
und im architektonischen Motiv des Flügels mit der Heiligen Katharina zu erkennen ist. Im
ganzen jedoch darf das Bild als zarter und unmittelbarer Ausdruck von Mariottos Jugendstil
gelten, in dem noch etwas von der sensitiven Grazie Filippino Lippis schwingt (A. Venturi,
311, IX, I. Teil. S. 361). Die ikonographisch ungewöhnliche Art der Darstellung der Heiligen
Barbara und der mit durchsichtig-klarer Farbe und miniaturhafter Feinheit hingesetzte
landschaftliche Hintergrund lassen auf nordische Einflüsse schließen und erinnern ganz be-
sonders an Hugo van der Goes.
Studien-Zeichnungen für dies Werk sind von Knapp (161, 8. 206) nachgewiesen worden.
1930 auf der Ausstellung Italienischer Kunst in London gezeigt als Nr. 942 (345, 8.405),
ferner 1940 auf der Ausstellung der toskanischen Kunst der Hochrenaissance in Florenz (355,
Ss. 271.
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