Bartolomeo di Paolo del Fattorino, genannt Fra Bartolomeo
Geboren 1472 bei Florenz, gestorben 1516. Trat als Fra Bartolomeo 1500 in den Orden
der Dominikaner ein. Schüler des Cosimo Rosselli, Mitschüler und Mitarbeiter des
Mariotto Albertinelli, nähert er sich Perugino und speziell Leonardo, dessen Hell-Dunkel-
Malerei auf ihn wirkte, nicht ohne sich auch von Michelangelo und dem jungen Raffael
beeinflussen zu lassen. Mit seiner ausgesprochenen Begabung für die Komposition, bevor-
zugt er geschlossene, ausgeglichene Ordnung von weit ausholender und oft etwas nach-
drücklicher Monumentalität.
725 DIE DARSTELLUNG IM TEMPEL
Holz 54X 94
Mailand, Sammlung des Grafen Giovanni Treccani degli Alfieri
A. Venturi (311, IX, I. Teil, S. 332) betrachtet dieses Werk als eine in den Figuren verein-
fachte und verkleinerte, jedoch qualitativ höher stehende Variante des aus der letzten Periode
des Künstlers stammenden und im Museum von Wien befindlichen Bildes gleichen Gegen-
standes. Das symmetrische Gleichgewicht der Komposition wird in der Wirkung gesteigert
durch den kostbaren Farb-Akkord von Grün, Gelb und Scharlach. Auch von Morassi (211,
S. 1021) wird dieses Werk Fra Bartolomeo zugeschrieben, Bemerkenswert die Frische und
Flüssigkeit der Farbe und die bereits manieristische Streckung der Gestalten.
Jacopo Carucci genannt Il Pontormo
Geboren in Pontorme bei Empoli 1494, gestorben 1556 in Florenz. Bildete sich bei
Albertinelli und Piero di Cosimo aus und lernte nicht nur von Andrea del Sarto und
Michelangelo, sondern zeigte auch lebhaftes Interesse für das graphische Werk Dürers.
Sein bewegt suchender, unruhig strebender Geist führte den Künstler, der am reinsten
die im toskanischen Manierismus lebendigen Tendenzen verkörpert, zu einer neuen, den
Boden der realen Gesetzlichkeit verlassenden Ausdeutung und Anwendung der von der
Hochrenaissance ausgebildeten Körper- und Raumformen. Dazu kommt seine höchst
originelle und kühne Farbgebung. In der Entwicklung des Künstlers, dessen malerische
Tätigkeit sich fast ausschließlich auf Florenz und dessen Umgebung beschränkt, folgen
auf Werke glücklicher Naturverbundenheit Ausdrucksbilder von manchmal fast das
Groteske streifender Pathetik. Zeichner von hohem Rang, hinterließ Pontormo zahlreiche
Porträts von nervöser Sensibilität.
726 BILDNIS EINES JÜNGLINGS
Holz 73X96
Mailand, Civico Museo d’Arte del Castello Sf£orzesco
Aus der Gallerie Rinueceini in Florenz nach Mailand in die Sammlung Trivulzio gelangt.
L. Becherucci (22, 8. 20, 43) datiert das Bild um 1530 und weist auf das plastische Hervor-
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