Volltext: Ausführliches Verzeichnis, Text ohne Abbildungen ([1])

wisser Beziehung Correggio, neigt aber stärker zu dramatischer Unruhe. Während 
Lottos Aufenthalt in Venedig und den Marken entwickelte sich sein Stil weiter in der 
Richtung einer das Momentane fast impressionistisch erfassenden Erzählweise. In seinen 
Bildern — seien es Porträts, Altargemälde oder in Fresken zusammenhängend erzählte 
Heiligenlegenden wie in der Schloßkapelle von Trescore — verbindet sich ein aristokratisch 
aufs Erlesene gerichteter Farbensinn mit nervösem Verständnis für den Gefühlsgehalt 
des bewegten Umrisses. Daher der eigene Klang seiner Kunst, die bald idyllisch, bald 
von hohem Pathos erfüllt, nie die innere Bewegtheit des Künstlers verleugnet. 
737 DIE STEINIGUNG DES HEILIGEN STEPHANUS 
738 DIE GRABLEGUNG CHRISTI 
Zwei Holztafeln, je 94 X 50 
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Nr. 56, 57 
Gehörten zur Predella der großen Madonna mit Heiligen, die Lotto 1516 für die Kirche 
8. Stefano al Fortino in Bergamo malte und die sich heute in S. Bartolomeo befindet. Einzel- 
heiten, wie die Kriegergruppe links oder die Landschaft auf der Stephanus-Marter weisen 
auf den Stil Giorgiones zurück (Venturi, 311, IX, IV. Teil, S. 28). Bemerkenswert jedoch ist 
die Beziehung zur nordalpinen Kunst, besonders in der Grablegung, wo die Gestalten vor dem 
dunkeln Abhang in phosphoreszierenden Farben aufleuchtend, vom Schmerz in eckig zuckende 
Bewegung gerissen sind (Biagi, 45, 8. 10). 
Die Steinigung des Stephanus figurierte an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 
1930 als Nr. 381 (345, S. 213). 
739 THRONENDE MARIA MIT DEM KIND UND DEN HEILIGEN JOSEPH, 
BERNHARDIN VON SIENA, JOHANNES DEM TÄUFER UND ANTONIUS 
ABBAS 
Leinwand 279X319 
Bergamo, Kirche San Bernardino in Pignolo 
Bezeichnet und datiert: L. LOTUS MDXXI. Gegenüber der früheren Altartafel in S. Barto- 
lomeo in Bergamo ist der Künstler in diesem Meisterwerk zu einer neuen und persönlichen 
Gestaltung des großen Altarbildes gelangt. Der feste Architekturhintergrund ist durch den 
wogenden Baldachin ersetzt, welcher, vor freiem Himmelshintergrund, von kühn verkürzten 
schwebenden Engeln gehalten wird. Zwischen dem Wirbel der bewegten Engel und den monu- 
mentalen Heiligen vermittelt die durchsichtig zarte Gestalt der Maria, deren feine, für Lotto 
sehr bezeichnende Bildung nach 4. Venturi (311, IX, IV. Teil, 8. 33 ff.) auf einen von Tizian 
in den Bacchanalen geschaffenen Typus zurückgeht. Echtester Lotto ist auch die Farbharmonie 
mit lebhaften Blau- und Scharlachtönen, sowie das im Halblicht stehende Gesicht des rost- 
braunen Engels am Sockel des Thrones, auf dem sich Rosen leise entblättern. 
740 BILDNIS DER GRÄFIN LUCINA BREMBATE 
Leinwand 42X 51 
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Nr. 54 
Früher in der Sammlung der Grafen Grumelli in Bergamo, Ciro Caversazzi gelang es, den 
70)
	        
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