Höchster Ausdruck der ernsten Religiosität des Moretto, vielleicht von einem Dürerschen
Motiv angeregt (A. Venturi, 311, IX, IV. Teil, S. 134).
Die Haltung des machtvollen Bildes ist bestimmt durch den Bleiton des Mauerhintergrundes,
gegen den als stärkste farbige Akzente, doch auch sie der gedämpften Stimmung des Ganzen
angepaßt, die Töne des Gewandes und der Flügel des Engels stehen.
Das Werk, das stilistisch verwandt ist mit dem Christus an der Säule des Museums in Neapel,
kann ins dritte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts gesetzt werden.
Ausgestellt 1930 an der Ausstellung Italienische Kunst in Paris als Nr. 318 (346, S. 143) und
1939 an der Ausstellung Renaissance-Malerei in Brescia, Brescia 1939 (350, Nr. 100).
753 DER HEILIGE NIKOLAUS VON BARI EMPFIEHLT KINDER
DER JUNGFRAU
Leinwand 195X 244
Brescia, Civica Pinacoteca Tosio e Martinengo
Stammt aus der Kirche Santa Maria dei Miracoli in Brescia. Trägt unten rechts Widmung
und Datum: VIRGINI DEIPARAE ET DIVO NICOLAO GALEATIVS ROVELLUS AC
DISCIPULI DD. MDXXXIX. Stiftung des Lehrers Galeazzo Rovelli aus Brescia. In seinem
farbigen Reichtum gehört das Bild zu jenen Werken aus Morettos reifster Zeit, die seine Be-
ziehung zu Venedig, vor allem zu Tizian, deutlich machen. In der Komposition wirkt offen-
sichtlich die Pesaro-Madonna Tizians in der Frari-Kirche nach.
Ausgestellt 1935 an der Ausstellung Italienischer Kunst in Paris als Nr. 320 (346, S. 144)
und 1939 an der Ausstellung Renaissance-Malerei in Brescia (358, Nr. 53).
754 BILDNIS EINER EDELDAME
Leinwand 87X 102
Mailand, Sammlung der Grafen Sola-Busca
Glückliches Beispiel der Porträtkunst des reifen Moretto. Der Typus der Edeldame erinnert,
von dem warmen Wiederschein des warmen Goldtones der Tapete umgeben, an Morettos Frauen-
gestalten auf den Wänden des Saales im Palazzo Martinengo Salvadego in Brescia.
Ausgestellt 1939 an der Ausstellung Malerei der Renaissance in Brescia (358, Kat. Nr. 113).
Cremoneser Meister aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
755 MÄNNLICHES BILDNIS
Holz 47X 56
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Lochis, Nr. 368
Dies rätselvolle und suggestive Bildnis, in dem man die Züge Cesare Borgias hat erkennen
wollen, wurde früher nacheinander Giorgione, Albertino Piazza, Callisto Piazza, Giulio Campi
(Jacobsen, 152, 8.38) und dem jungen Romanino (Gamba, 122, S. 196; Berenson, 33, 8. 417)
zugesprochen. Neuerdings hat Morassi (213, S. 13) den Namen des G. Francesco Bembo aus
Cremona dafür vorgeschlagen und hervorgehoben, daß die prachtvolle Gewitterlandschaft des
Hintergrundes eine eindringliche, doch freie Verarbeitung von Motiven Giorgiones darstellt.
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