Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino
Geboren in Cento 1591, gestorben in Bologna im Jahre 1666. Phantasievoller, erfindungs-
reicher und frühreifer Künstler, mit außerordentlicher zeichnerischer Begabung. Diese
setzte Ludovico Carracci in Erstaunen, in dessen Schule er 1610, nach seiner ersten in
der Provinz erhaltenen Ausbildung, übertrat. Sein romantisches Talent veranlaßte ihn,
über Carlo Bonone und Lanfranco auf die Malerei Dosso Dossis zurück zu greifen,
deren Kenntnis ihn noch in den mythologischen Fresken des Casino Ludovisi in Rom
leitete (1621). In gewissen Momenten — so etwa im Begräbnis der Heiligen Petronilla,
die für die Zeitgenossen sein Meisterwerk war — wird seine persönliche Neigung, die
Formen durch Streiflichter jäh hervortreten zu lassen, durch den Einfluß Caravaggios
umgeformt. Allmählich erlahmt seine Kunst in handwerklicher Routine und sentimentaler
Rhetorik in der Art Guido Renis.
764 DAS BAD DER DIANA
Leinwand 52 X 32
Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Lochis, Nr. 249
Galt früher als Domenichino; wurde von Longhi (182, 8.155) dem Guereino zugeschrieben,
als Werk seiner besten Zeit, in der noch Erinnerungen an Dosso Dossi nachklingen. Während
sich im Baumschlag deutlich Guereinos flüssige und kontrastreiche Handschrift zeigt, schließt
sich die Gesamtauffassung des Bildes dem Typus jener idealen Landschaft an, wie er von
Annibale Carraceci aus venezianischen Ansätzen herausgebildet wurde, um noch den Ausgangs-
punkt für Poussin und Claude Lorrain zu bilden.
Ausgestellt 1939 an der Ausstellung Meisterwerke Italienischer Kunst in San Francisco.
Giovanni Battista Crespi, genannt Il Cerano
Maler und Bildhauer, geboren in Cerano bei Novara um 1576, gestorben in Mailand
1633. Wahrscheinlich nach 1590 führte ihn eine Studienreise nach Rom, wo er seinen
an Gaudenzio Ferrari und Pellegrino Tibaldi gebildeten Stil in der Berührung mit der
erlesenen Künstlichkeit von Federigo Baroccis Farb- und Formgebung bereicherte.
Die Strenge seines Charakters und seine groß angelegte, zurückhaltende Malerei be-
fähigten ihn, der religiösen Hochspannung im Mailand Federico und Carlo Borromeos
künstlerischen Ausdruck zu geben. Seine historischen Bilder gehören zu den wertvoll-
sten und gültigsten Dokumenten des geistigen Klimas jener Zeit. Seine 1621 erfolgte
Berufung zum Leiter der Accademia Ambrosiana bestätigte auch äußerlich die füh-
rende Stelle, die er im lombardischen Manierismus des 17. Jahrhunderts inne hatte,
zusammen mit G. C. Procaccini und Morazzone.
765 EIN WUNDER DES HEILIGEN FRANZ
Holz 26 X 44, oval
Mailand, Civico Museo d’Arte del Castello Sforzesco
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