Volltext: Ausführliches Verzeichnis, Text ohne Abbildungen ([1])

Langobardisch, 8. Jahrhundert 
70 GOLDENER RELIQUIENBEHÄLTER, DAS SOGENANNTE RELIQUIAR 
VOM ZAHN DES HEILIGEN JOHANNES 
26X34 
Monza, Basilica di S. Giovanni Battista 
Vorderseite: von einem großen Rubin in der Mitte, der von einer Rosette kleinerer Edel- 
steine umgeben ist, gehen acht Strahlen viereckiger Edelsteine aus und enden in ovalen Stei- 
nen, die ihrerseits wieder von kleinen Steinen gekrönt sind. In den Hauptzwischenräumen 
dieses sternförmigen Kreuzes sechs viereckige Steine. Dieses Zentralmotiv wird von einer 
dreifachen Reihe von Edelsteinen und Perlen umgrenzt. Die Zwischenräume sind von Filigran- 
arbeit in rotem Gold ausgefüllt. Auf dem Gesimsekranz zwei einander gegenübergestellte 
Löwen und anderes Dekorationswerk. 
Rückseite: auf punktiertem grünlichem Goldblech die Umrisse einer Kreuzigung mit Longi- 
nus, Maria und Johannes; oben in Medaillons der Mond und die Sonne. 
Ein überaus eindrucksvolles Kunstwerk; der Glanz der Edelsteine und der Perlen verschwin- 
det fast in der Mannigfaltigkeit des sonstigen Schmucks, der harmonisch ist wie eine kost- 
bare Stickerei. 
Die Meinungen der Kritiker über die Datierung und den Charakter des Werkes gehen weit 
auseinander. Labarte (165, I) hält es für ein „griechisches‘“ Kunstwerk, Barbier de Montault 
(12, 13) für eine Arbeit aus der Zeit der Königin Theodelinde, Toesca (308, 8. 334) für ein 
Werk der Völkerwanderungskunst, wegen der formalen Aehnlichkeit mit dem Reliquiar von 
Enger (Berlin, Kunstgewerbemuseum) aus dem 8. Jahrhundert, eine Ansicht, die recht wahr- 
scheinlich wirkt. Molinier (209, S. 90) sieht Beziehungen zwischen der Kreuzigung auf der 
Rückseite und der karolingischen Goldschmiedekunst. Malaguzzi-Valeri (197, 8.83) ist der 
Meinung, die Löwen und der Zierat im Gesimsekranz, sowie auch der Filigrangrund stamm- 
ten aus dem Jahre 1680, als die Füße restauriert wurden. 
Das Kunstwerk befindet sich in der Basilica S. Giovanni und gehört zur Gabe des Berengar, 
Öberitalien 1. Hälfte 8. Jahrhundert 
7) PLATTE VOM SARKOPHAG DER LANGOBARDENKÖNIGIN THEODOTA 
Marmor 176 66 
Pavia, Civico Museo Malaspina 
Zusammen mit der als nächste Nummer aufgeführten Platte Teilstück eines Sarkophags für 
Theodota, die nach 720 verstorbene Nebenfrau des langobardischen Königs Kunibert. Zeigt 
in flachem Relief einen Rahmen in Form eines kreisförmig verschlungenen Rankenfrieses mit 
Weinlaub und Trauben. Auf dem Mittelfeld zwei geflügelte Seelöwen gegeneinander gestellt 
und durch einen Baum getrennt, aus dem Trauben, Weinlaub und Tierköpfe hervorwachsen. 
Der Sarkophag, der zu den Hauptstücken der italienischen Plastik des 8. Jahrhunderts gehört, 
zeigt der römischen und ravennatischen Kunst gegenüber cine Neuorientierung, indem er 
langobardische Motive der sogenannten Völkerwanderungskunst in geschickter Weise mit 
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