in die letzten Lebensjahre des Bischofs zu setzen, und zwar zwischen 974 und 979. Molinier
(209, S. 148) erkennt an ihm die Merkmale des deutschen Stils der zweiten Hälfte des zehnten
Jahrhunderts. Goldschmidt (133, S. 15) hält für möglich, daß das Kesselchen aus der Schule
von Reichenau stammt. Doch ist nicht ausgeschlossen, daß es eine italienische und vielleicht
mailändische Arbeit ist, was auch die geschichtlichen Daten beweisen würden und was Gold-
schmidt, von aIaseloff (146, S. 80) gefolgt, ebenfalls in Betracht zieht. Sowohl wegen der
Arbeit als auch wegen der außergewöhnlich guten Erhaltung ist es das kostbarste Stück seiner
Art, welches uns aus dieser Zeit überkommen ist. Es ist älter und besser erhalten als die
beiden anderen bekannten in der Eremitage und in Aachen.
Der in der Inschrift erwähnte „Caesar“, der nach Mailand kommen sollte, wurde zum ersten
Mal von Giulini als Otto II. identifiziert. In dem von Magistretti (193, Nr. 36) herausgege-
benen Inventar von 1445 erwähnt.
Lombardisch (?), um 962/65
75 DIE FAMILIE OTTOS I.
Elfenbein 10X 14
Mailand, Civico Museo d’Arte del Castello S£orzesco
Zu Füßen des thronenden Christus, des Heiligen Mauritius und der Madonna, der Kaiser
Otto I., genannt der Große, seine Frau Adelheid und der Sohn Otto II, Ikonographisch bestehen
keine Zweifel, so daß diese Tafel mit Sicherheit zwischen 962 und 965 datiert werden kann,
da der Sohn Otto II. 955 geboren wurde (auf der Tafel ein 5—7Jähriges Kind), Otto I. 962
zum Kaiser gekrönt wurde und 973 starb.
Die schon von Gori (137, II, Taf. 15) untersuchte Tafel, von hohem geschichtlichem und
künstlerischem Werte, wurde von Molinier (209, S. 143) als typisches und bedeutendes Werk
der deutschen Schule zugewiesen. Er weist sowohl auf die breiten Faltenflächen ohne Detail-
zeichnung hin, als auch auf die groben, schweren und ausgeprägten Gesichtszüge, die spitzen
Bärte und die kronenartig, rund um den Kopf geschnittenen Frisuren, Alles Merkmale, die
man in vielen deutschen Elfenbein-Arbeiten der Zeit in gleicher Art und Weise findet. Dieser
Meinung ist auch Toesca (308, S. 428), der das Täfelchen in die Nähe des Weihwasserkessel-
chens des Bischofs Gottfried bringt. Goldschmidt (133, 8.16) jedoch, der einzige, der die
Elfenbeinarbeiten dieser Zeit speziell untersuchte, hat schon 1918, als er die ganzen ottoni-
schen Elfenbeinarbeiten neu gruppierte, gleichzeitig mit der Hypothese einer Reichenaur
Herkunft, auf die Möglichkeit hingewiesen, daß das Werk aus jener mailändischen Werkstatt
stamme, auf die sich drei ottonische Elfenbein-Arbeiten — darunter das Weihwasserkesselchen
der Eremitage — mit Sicherheit zurückführen lassen. Diese These wurde von Haseloff (146,
8. 81) aufgenommen und weiter ausgebaut. Ueber die lombardische Herkunft dieser Arbeiten
besteht für ihn kein Zweifel. Früher Sammlung Trivulzio.
Byzantinisch, 11./12. Jahrhundert
76 CHRISTLICHES DIPTYCHON
Elfenbein 13 x 33,5
Mailand, Domschatz
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