Getriebenes Silberblech mit Vergoldung überzieht einen Kern aus einheimischem Nußbaum.
Der Deckel 1äßt sich abheben wie bei einem Futteral. Darauf ist ein Kruzifix mit getrennten
Füßen, die Jungfrau Maria und der Evangelist Johannes, zwei schleiertragende Engel und
die Embleme von Sonne und Mond. Im Innern, zu beiden Seiten des Reliquienschreines, Kon-
stantin und Helena, durch die Inschriften identifiziert, und zwei Engel.
Byzantinische Arbeit, jedoch nicht außergewöhnlich. Sie wurde von Morassi (216, 8. 188—189;
214, Nr. 97) dem Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts zugesprochen. Lie Mehrzahl
der einheimischen Forscher aber, bis zu Guerrini (143, V, 8. 16 ff), versetzt sie ungefähr ins
Jahr 1000; das war auch die Ansicht von Venturi (311, II, S. 644).
Von Anfang an im Duomo Vecchio; nicht restauriert; enthielt bis ins Jahr 1533 eine Reliquie
des Kreuzes Christi.
An der Ausstellung Kirchliche Kunst, Brescia 1904 (Kat. Nr. 95), und in der Ausstellung
Alter Italienischer Goldschmiedekunst an der Triennale 1936 in Mailand (214, Nr. 97).
Romanisch-Lombardisch, 1. Hälfte 11. Jahrhundert
7/9 EINBAND DES EVANGELIARS VON ARIBERT VON INTIMIANO
Maße 42,6 x 33,5
Mailand, Domschatz
Einband eines Evangelienbuches, das der alten Hauptkirche vom Erzbischof Aribert ge-
schenkt worden war, bestehend aus zwei Deckeln von leicht verschiedenen Maßen.
Vorderer Deckel: Platte aus Gold, Edelsteinen und Email. Rahmen mit abwechselnder Ein-
fassung von Edelsteinen und geometrischen Emailfiguren. An den Ecken des Feldes, als
Rundfiguren auf Goldgrund, die Symbole der Evangelisten in farbigem Email. In der Mitte
großes Kreuz in grünem, durchsichtigem Email, mit massivem, ziseliertem Christus in Gold,
Heiligenschein aus Edelsteinen, Lendentuch in Email, Füße nebeneinander. Unterhalb des
Kreuzes, das von Edelsteinen eingefaßt ist, die bis zum äußern Rahmen reichen und so das
ganze Feld in vier Zonen aufteilen, vier Rechtecke, wo sich auf Goldgrund die Figuren von
Maria, Longinus, Stefatus und Johannes in Email abheben. Oberhalb des Kreuzes sehen von
den zwei emaillierten Seitenflächen aus die zwölf Apostel der Himmelfahrt Christi im Zen-
trum zu, Seitlich zwei weitere Emailbilder: Magdalena am Grab und Christus, der den
Schächer ins Paradies führt. Zu Füßen des Kreuzes, als X angeordnet, zwei Episoden:
Christus befreit die Stammväter, und Michael durchbohrt Luzifer; seitlich die Ganzfiguren
der Heiligen Ambrosius und Satyrus. Alle diese Emailfiguren haben einen durchsichtig grünen
Hintergrund wie das Kreuz und sind in verschiedenen Farben ausgeführt, unter denen Him-
melblau dominiert,
Hinterer Deckel in getriebenem, hell vergoldetem Silberblech. Im oberen Feld: Aribert, von
der Madonna und St. Johannes unterstützt, bietet Jesus das KEvangelienbuch dar; im untern:
Ambrosius in der Mitte, Gervasius und Protasius.
Die Widmungsinschrift, die nur oben und unten steht, lautet: ERIBERTUS ARCHIEPISCO-
PUS SANCTA(E) MEDIOLANENSIS ECCLESIAE.
Der auf einer Seite doppelte Rahmen, ebenfalls aus vergoldetem Silber, mit massiv hervor-
tretenden Trauben, ist ein Werk des 17, Jahrhunderts und ersetzt selbstverständlich ein vom
jahrhundertelangen Gebrauch abgenütztes Original.
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