Volltext: Heinrich Altherr - 1878 - 1947

deutliche Sprache reden, weil sie in der selben Heftigkeit und 
Erlebnisfähigkeit entstanden sind wie die nachherigen Oelbilder 
und gleichsam als Schlüssel zum Verständnis derselben gewertet 
werden können. Trotzdem sind sie, je länger man sich der Un- 
mittelbarkeit ihres Ausdrucks und ihrer Schönheit hingibt, deren 
wesentlichstes Merkmal eine gewisse Absichtslosigkeit darstellt, 
durchaus imstande, ein Eigenleben zu führen. In manchen Fällen 
bilden sie einen Ersatz für durch Uebermalung Verloren- 
gegangenes. — Man hat sich nicht gescheut, die Ausstellung der 
Werke des Meisters durch einige dieser Zeichnungen zu be- 
reichern, obschon dies vielleicht nicht in seinem Sinne ist. 
Altherr hat sich über Veranlagung und Inhalt seiner Kompo- 
sitionen nie oder höchst selten ausgesprochen. Es sind innere 
Gesichte, durch den Maler geformt, die keiner Erklärung be- 
dürfen. Die knappen Hinweise, enthalten in den Titeln seiner 
Werke, lassen meistens eine Reihe von Deutungen zu. Der 
„Unentwegte‘“ z. B. kann sich ebensogut auf den kraftvoll- 
mutigen Kämpfer im Allgemeinen, auf irgendeinen Einsamen 
beziehen, der allen Beschimpfungen, Drohungen und finsteren 
Mächten standhält, wie auf des Malers eigenen Kampf um die 
Kunst. — Es ist müßig, darüber zu streiten. Da wir malerischen 
Werken gegenüberstehen, ist es wichtiger und ersprießlicher, zu 
beobachten, wie der Einzelne dargestellt ist, wie er seine Wider- 
sacher beherrscht, welche Bildspannungen aus einer solchen 
Gegenüberstellung entstehen und mit welchen Ausdrucksmitteln 
es dem Maler gelang, einen Vorwurf in ein Format einzuordnen. 
Die Suche nach diesem Wie erweckt im aufmerksamen Be- 
trachter Altherrscher Kompositionen wahre Entdeckerfreuden. 
Der Meister verstand es, zugunsten einer ihm wichtig erschei- 
nenden Gebärde, eines Farbkomplexes oder der Bildordnung 
zuliebe auf unwichtige anatomische Korrektheiten zu verzichten, 
einen Ausdruck durch bloße Andeutung ins Unbegreifliche zu 
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