Volltext: Heinrich Altherr - 1878 - 1947

steigern. Erinnern wir uns hier des zornentbrannten, unheilvoll 
drohenden Gesichtes des „Fluchengels‘“, das in Wirklichkeit gar 
nicht erkennbar ist! 
Heinrich Altherr ist seiner Lebtage vom schnurgeraden Wege 
seiner Gesinnung als Mensch und Maler nicht abgewichen. Er 
ist einmalig. Er folgte dem von seinen Visionen vorgezeichneten 
Weg, ohne ihn und sich jemals im Wirrsal der Richtungen zu 
vergessen, Strömungen, mit denen er sich wohl auseinander- 
zusetzen hatte, die ihn jedoch nicht abzulenken vermochten. 
Kein anderer Schweizer Maler ist in gleichem Maße der Syn- 
these, der Einheit von Bildidee, Form und Farbe nachgegangen 
wie er, die allergrößten eingerechnet. Züge, die dem Geschmack 
unserer Zeit entgegenkommen und dem unproblematischen Bürger 
gefallen, sucht man bei Altherr umsonst. Im Gegenteil möchte 
man Altherrs Bilder als unbequem bezeichnen, weil sie den Be- 
schauer zwingen, sich mit Hintergründigem zu befassen. Man 
hat an ihnen keine spontane sinnliche Freude. Obschon man 
nur langsam in sie eindringen kann, findet man in ihnen Er- 
bauung. Ist es anders bei Giotto, bei Rembrandt, bei Marees, 
bei Picasso? Der Dichter Wilhelm Schäfer schrieb kürzlich, 
indem er Hodler und Altherr miteinander verglich, folgende 
ausgezeichnete Worte: 
«Auf zweierlei Weise geht der Weg dieser beiden souveränen Künstler 
auseinander: zum ersten löste sich Hodler immer bewußter vom Male- 
rischen ab, um die Zeichnung zur Grundtatsache seiner Komposition zu 
machen; zum andern steigerte er sich in eine Farbigkeit hinein, die 
alles Tonige zugunsten ihrer Ungebrochenheit verließ. Vom Helldunkel 
blieb kalt-warm übrig. 
Altherr blieb dem Helldunkel treu, wie er es von seinem Ahnherrn 
Rembrandt in sich trug; ja, er steigerte es auf Schwarzweiß mit karg 
aufleuchtenden Farben. Aber in dieser Uebersteigerung gewann er ein 
Mittel, das seine Malerei von aller andern auf den ersten Blick unter- 
scheidet ... Ohne Ausnahme sind seine Bilder Visionen, in denen das 
Leben sich als Licht aus dem Dunkel erhebt.»
	        
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