Volltext: Wegleitung zur Allianz-Ausstellung 1947

Jean Arp 
Ueber die Malerei von Sophie Taeuber-Arp aus 
„Die Welt der Erinnerung und des Traumes“‘ 
Sie malte die Seele des Traumes, die unsichtbare Wirklichkeit. 
Sie zeichnete lichte, geometrische Botschaften. Sie zeichnete 
Linien, die in grundlose Tiefen loten. Sie zeichnete ernste 
Linien, lachende Linien, weißglühende Linien, verwirbelte 
Linientänze, zackige Wirbel, Blitzgitter. 
Sie ließ Linien wild um Linienbündel flackern, bis Linien und 
Linienbündel zu Blumenbränden aufflammten. Sie ließ Linien um 
erstarrte Punkte wirbeln, plötzlich anhalten, sich hold besinnen 
und sich zu Formen zusammenschließen, aus denen es glitzert 
wie ein Frühlingstag. Sie hat das goldene Strahlengebein der 
Sterne gemalt. Sie ließ Punkte schamhaft erröten. Sie ließ 
Punkte zu Beeren, zu riesigen Früchten, zu Sonnen anwachsen. 
Sie ließ Punkte zu Asche zerfallen. Sie hat Perlen in weiße 
Beete gesät und darauf Monde gezogen. Sie hat Bahnen für 
selige Flüge gezeichnet. Sie hat das Leben der geschlossenen, 
nach innen singenden Augen gemalt. Sie hat den Umriß der 
Stille gezeichnet. 
In der Welt des Traumes und der Erinnerung wuchert undurch- 
dringliches Dunkel und blüht reines Licht. Diese Dunkelheit und 
dieses Licht bedeuten jedoch nicht Tag und Nacht wie unser 
irdischer Tag, sondern sind eines mit dem Unendlichen.
	        
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