Volltext: Bildende Kunst in Zürich im Zeitalter von Heinrich Pestalozzi

müssen, — und schrieb nun in wenigen Wochen den ersten 
Teil von „Lienhard und Gertrud” mit seinen hundert Kapiteln: 
lebensvolle Bilder, die das Schicksal eines vernachlässigten 
Dorfes schilderten. Ein Zürcher, der wie Füßhli einst voll 
Spannung den mahnenden Worten Bodmers lauschte, ist in 
Pestalozzi aufgebrochen, um aus patriotischen Gründen einem 
vernachlässigten Teil des Volkes zu helfen. 
Das Bodmer-Füßhli-Bild und Pestalozzis „Lienhard und 
Gertrud” gehören zusammen: es sind beide Zeugen des Auf- 
bruchs, Dokumente von „Sturm und Drang”. Eine neue Zeit 
kündet sich an; sie findet Zürich nicht unvorbereitet, Vor 
Rousseau hat schon Salomon Geßner in seinen Bildern und 
in seinen Idyllen Naturverbundenheit gepriesen, Einfachheit 
gepredigt und die Schönheit des Landlebens gerühmt. 
Arkadiens Hirten wurden den Zürchern der Rokokozeit als 
Vorbilder hingestellt. „Fern vom Getümmel der Stadt, wo 
dem Redlichen unausweichliche Fallstricke” drohen, wünscht 
sich Gehner ein kleines Landhaus, um da „unbeneidet und 
unbemerkt sein Leben ruhig zu wandeln” ... 
Diese Wünsche Geßners sind auch Pestalozzis Wünsche 
geworden, Sie haben wohl mit dazu beigetragen, daß sich 
Pestalozzi der Einsamkeit des Birrfeldes zuwandte. 
Auch das hat seinen Sinn, daß hinter Bodmer und seinem 
selbstbewußten einstigen Schüler eine antike Büste steht, so 
wie im Porträt des Stadtarztes Hirzel die Büste Catos zu sehen 
ist, und so wie die Büste Heideggers, die gegenwärtig im 
Helmhaus aufgestellt ist, den Zürcher Bürgermeister einem 
römischen Konsul gleich erscheinen läßt. Man stellte dem 
Stadtvolk der Rokokozeit die Antike entgegen. Der Römer 
der ersten Republik, der vom Pfluge weg an die Staats- 
geschäfte ging und von diesen wieder zum Pflug zurück- 
kehrte, wurde in Hirzels Buch über den philosophischen 
Bauern Kleinjogg den Zeitgenossen als Vorbild gepriesen. 
Der Bauer zieht in die zürcherische Literatur ein: der sieben- 
jährige Krieg (1756—1763) hat das Seine dazu beigetragen. 
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