Heinrich Pestalozzi und die Künstler
Rede von Herrn Professor Dr. Hans Stettbacher
Zur Eröffnung der Ausstellung im Kunsthaus
Meine ersten Worte seien Worte des Dankes an den Vor-
stand der Zürcher Kunsigesellschaft und insbesondere an
Herrn Architekt Heinrich Bräm und Herrn Direktor Dr. W. Wart-
mann für die Bereitschaft, zur Pestalozzi-Gedächtnisfeier auch
eine Ausstellung über die zürcherische Kunst zur Zeit Heinrich
Pestalozzis zu veranstalten. Es ist eine reiche Schau geworden,
die ihren Werft in sich selbst haft.
Die Ausstellung ist um so willkommener, als die Kunst vor
allem berufen ist, der Zeitstimmung und den Idealen einer
Epoche Ausdruck zu verleihen. Im Gedenken an Pestalozzis
Geburtstag gedenken wir auch der Stadt, aus der er hervor-
gegangen ist, und suchen den geistigen Gehalt, aus dem sein
Lebenswerk erwachsen ist.
Darüber hinaus brauche ich nur auf das eine Bild yon
Heinrich Füßli hinzuweisen, um etwas von der Spannung
ahnen zu lassen, die auch Pestalozzis Jugendzeit erfüllte. Der
mahnende Aufruf Bodmers begegnet der drängenden Jugend-
kraft eines Künstlers, der nicht nur Maler, sondern auch Dichter
und Denker ist.
Dieses Bild ist zu der Zeit entstanden, da Heinrich Füßli
um 1779 für kurze Zeit nochmals in Zürich weilte und — in
einer fast zufälligen Begegnung — Heinrich Pestalozzi er-
mutigte, sich als Schriftsteller zu versuchen.
Dieser hatte eine kurze Schnurre über die eben neu uni-
formierte Stadtwache vorgelesen. Das genügte, um den Maler
die besondere Begabung seines jüngeren Freundes erkennen
zu lassen. Pestalozzi kehrte mit neuem Mut auf seinen Hof
zurück, wo er kurz zuvor seine Armenanstalt hatte schließen.
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