Full text: Katsushika Hokusai - 1760 - 1849

einer der letzten Anweisungen dieser Malvorschriften, die 
sich wie ein Testament ausnehmen, empfiehlt er seinen 
Schülern, sich nicht den in Mode stehenden Regeln zu un- 
terwerfen, sondern wie er, ganz nach eigener Inspiration 
zu arbeiten. 
Hokusai ist am ıo. Mai 1849 in der Vorstadt Honjo 
gestorben, unweit vom Hause, darin er geboren ward. Als 
Kind des kleinen Volkes kam er zur Welt, im kleinen Volk 
hat er sein Leben ausgehaucht, in dem Volke, das ihm ge- 
mäß war, das ihn verstand und bis zum heutigen Tag als 
seinen großen Sohn verehrt hat. 
Hokusais Werk ist nichts anderes als ein Gemälde die- 
ses Volkes, ein gigantisches Gemälde, wie es nur ein Genie 
vollbringen konnte. 
Die Mitwelt sah in Hokusai einen Asketen, hat er doch 
sein ganzes Leben lang weder Sake noch Tee getrunken. 
Ein männlicher Stolz war ihm eigen und eine souveräne 
Verachtung von Geld und Ansehen. 
90 Jahre voll von rastloser Arbeit, Armut und Not haben 
ihn geistig frisch, jung und froh erhalten bis an sein Lebens- 
ende. Sein letzter Brief an einen Freund lautet: 
Der König Emma (der Höllenfürst) ist recht alt gewor- 
den und möchte sich von den Geschäften zurückziehen. Er 
hat sich deshalb ein hübsches Landhaus bauen lassen und er 
frägt mich, ob ich ihm nicht ein Kakemono malen könnte. 
Ich bin darum gezwungen zu verreisen und wenn ich ab- 
reise, nehme ich meine Zeichnungen mit. Ich werde mir 
in einem Winkel an der Höllenstraße eine Wohnung mieten 
und glücklich sein, Dich zu empfangen, wenn Du Gelegen- 
heit hast, da vorbeizukommen. Hokusai. 
Sehr geehrter Herr Doktor Meyer, ich wäre damit unge- 
fähr am Ende angekommen. Es wäre noch vieles zu sagen, 
allein es wird doch nur der in die Geheimnisse der Kunst 
Hokusais eindringen, der sein Werk studiert. Dazu ist ja 
die Ausstellung im Kunsthause da, die hoffentlich recht 
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