Die Ausgabe des „Sturm“ vom 14. Juli 1910 bringt den
nicht mehr als eine Seite füllenden Text des „Expressio-
nistischen Drama“ von Oskar Kokoschka „Mörder,
Hoffnung der Frauen‘, und die Reproduktion einer
ersten seiner zu dem Thema geschaffenen Zeichnungen.
Das Drama war am 4. Juli 1909 im Gartentheater der
Internationalen Kunstschau in Wien dargestellt worden.
Weitere Zeichnungen zum „Mörder“, aber auch manche
andere Blätter, sehr wild nach Thema und Handschrift,
des damals rasch aufsteigenden und emporgehobenen
Künstlers folgen durch den ganzen Sommer und Herbst
bis in das Frühjahr 1911 hinein. Ihre Originale besitzt die
Sammlung Walden so gut wie vollständig. Sonst tritt eine
unmittelbare Abhängigkeit nur von der Zeitschrift weni-
ger hervor. Die Sammlung ist viel mehr Spiegel und Ex-
trakt des Ausstellungsunternehmens, welches auf seiner
Höhe das Zugeständnis beansprucht, daß im „Sturm“ alle
Künstler, die eine führende Bedeutung für den Expressio-
nismus haben, vereinigt seien.
Mit dem blauen Reiter hat der „Sturm“ München, mit
dem jungen Kokoschka Wien in sich aufgenommen und
Großberlinerisch gemacht, dem Weimarer Bauhaus von
1919—1925, dem Bauhaus in Dessau von 1925—1928,
hat er nicht wenige führende Figuren aufgespart und ab-
gegeben. Die Sammlung Walden, in welcher heute vom
„Sturm“ viel Bleibendes zu uns spricht, wirkt auf uns
doch wohl etwas anders als auf ihr erstes Publikum, und
gibt uns anderes als nur was unsere Väter und älteren
Freunde in ihr fanden. Von dem großen Brand, als der
die Bewegung von ihren Trägern und Freunden propa-
giert und von ihren Hassern bis in die jüngsten Jahre
angeprangert wurde — sie bringt, sie ist, „entartete
Kunst“ — erkennen und anerkennen wir nachstrahlende