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alter oder bei dert barocken Kunst beobachten konnten. Alles
lebt in seiner Vorstellung großzügig, seine außergewöhnliche
dekorative Kraft baut die figürlichen Kompositionen orna-
mental auf. Seine Fähigkeit zu charakterisieren ist von einer
rücksichtslosen Kraft. Nicht das Schöne ist es, was er fest-
hält, sondern das unvergeßlich Kennzeichnende; er hebt
alles Geschehen zu einer höheren Wirklichkeit empor, wo
die Ereignisse bereits eine symbolische Bedeutung erlangen.
Besessenen gleich vollführen seine Gestalten ihre Sendung,
fast berufsmäßig, wie auch er durch seine außergewöhnliche
Begabung dazu bestimmt war, im Geiste der Kunst des 20.
Jahrhundert verschiedene Szenen der ungarischen Ge-
schichte und Religion an den Wänden von Kirchen und
öffentlichen Gebäuden festzuhalten. Vor seinem frühzeitigen
Tode _ hatte er diese Werte seiner Kunst auf seinen T afel-
bildern weniger großzügig, aber mit ungezwungener Natür-
lichkeit der Nachwelt überliefert. Wilhelm Aba-Novdk gehört
zu jenen Persönlichkeiten der ungarischen bildenden Kunst,
die entscheidend in den Werdegang der ungarischen Malerei
eingriffen.
Es ist sein Verdienst, daß die Wände der Gebäude den
ungarischen Malern wieder zur Verfügung stehen, wie in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine ganze Genera-
tion folgt seinen Spuren, so vor allem C. Paul Molndr
und die Mitglieder der römischen Schule, die in der
Ewigen Stadt und auch anderwärts in den Bann der
italienischen Wandgemälde gerieten. Doch ahmten die Schü-
ler des ungarischen Kollegiums in Rom nicht die alten
italienischen Meister oder Novocentisten nach, sondern
eröffnen — belehrt durch die italienische Kunst, mit dem
Geist des l’art pour l’art brechend, — der neuen ungarischen
Malerei neue Perspektiven.
Die Sammlung der modernen ungarischen Maler er-
gänzten wir durch einige fortschrittlichere Bildhauerwerke.
Das Wirklichkeitsgefühl, das dem ungarischen Volke ange-
boren ist, ließ in der Bildhauerei noch viel weniger Abwegiges
zu, als dies in der Malerei möglich war. Wenn auch die unga-