Weiß. Nicht greller weißer Tag mit toter schwarzer Nacht
allein, sondern das Spiel der von Tag und Nacht zu=
sammen sezeusten Schatten mit ihrem Wachsen und
Schwinden macht die Welt rund und gebiert die tast=
baren Dinge. Wie weit das Licht vom Gegenstand hier
angenommen und verschluckt, da abgestoßen und uns
zurück geschleudert wird, bestimmt für unser Ause seine
Form als Körper und seinen Platz im Raum.
Die Brechung von Schwarz und die Dämpfung von Weiß in
eine oder viele Stufungen von Grau, als «Schattenlarbe»,
gewinnt der Künstler mit den ihm fertig dargebotenen Mi=-
schungen von Schwarz und Weiß in den trockenen oder
nassen Mal= und Zeichenmitteln, die er beim Händler
kauft, «an der Quelle». Oder er sucht und schafft sie auf
der Mal= und Zeichenfläche erst selber durch Auflocke=
rung von Schwarz und Deckung von Weiß in einem
schwarz=weißen Geflecht, das für unser Auge zu Grau
sich schließt. Das Mittel sind dunkle Flecken= und Strich=
Lagen auf Hell, oder helle auf Dunkel.
IM
Etwas anderes als der Strich ist die Linie. Der Unter=
schied von Linie und Strich ist etwa der zwischen Mensch
und Masse. Striche und Strichlagen ruhen in der Fläche
oder zeichnen Flächen an ruhenden oder bewesten Körpern.
Die Linie hat ihre eigene Bewegungs. Sie läuft und gleitet
ohne Füße wie die Schlange, innerhalb ihrer eigenen Form,