seiner Stilleben, Landschaften und Interieurs erstrahlen wıe
Edelsteine im Schatten, sind durchsichtig und doch niemals
weich oder gar billig. Und wenn manchmal ein Rot an Dela-
croix denken läßt, gelangt man auch zu der Überzeugung, daß
die Romantik niemals ganz dem geistigen Horizont dieser Kunst
entschwand. Die Sorgfalt und Gediegenheit des Handwerks
lassen dies nicht vergessen, wenn sie auch undenkbar wären
ohne die große Kunst Frankreichs, wie sie sich gerade im letzten
Viertel des vorigen Jahrhunderts erfüllte.
Mit allen nur denkbaren Gegensätzen hierzu trumpft 7’heo-
dor Pallady auf. Er war und ist ein Stenograph seiner Empfin-
dungen, läßt die gewagtesten, reinsten, scheinbar ungemischten
Farben aufeinanderklingen, wirkt ungemein künstlerisch und
mit der Sicherheit eines Schlafwandlers in einem Gebiet, das
dem von Henri-Matisse benachbart und verwandt ist. Auch er
ist Schüler von Gustav Moreau, auch er entdeckt in Hunder-
ten von Schöpfungen den beschwingten Zauber der Straßen-
und Seinelandschaften von Paris, auch er schafft eine Odalisken-
Komposition nach der andern. Im Aneinanderfügen rein abge-
stufter Valeurs übertrifft ihn gegenwärtig niemand. So erscheint
uns der heute Zweiundsiebzigjährige als die jüngste, unver-
brauchteste Kraft unserer Malerei.
Ganz in den Bahnen eines sehr nobel und überlegen auf-
gefaßten Impressionismus wirkt der Maler und Graphiker Jean
Al Steriadi. Corot nannte Boudin einmal den «König der Him-
mel». Man könnte dasselbe von unserem Rumänen sagen, der
manchen an Boudin, an Claude Monet und Sisley erinnern wird.
Seine durchsichtigen Hafenbilder mit Seglern, seine von lauter
südlicher Sonne durchwärmten Landschaften und Gestalten aus
der Dobrudscha, seine großen, ganz als Freilichtmalerei gedach-
ten Kompositionen und die reiche Farbenfülle seiner Stilleben
sichern ihm in unserer zeitgenössischen Kunst eine Stelle, die
ihm niemand bestreiten wird. Auch seine Zeichnungen und
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