Volltext: Rumänische Kunst der Gegenwart

leichtlebig auf malerischen Tonflächen umherspielten, er faßte 
zusammen, weil er, ein echter Primitiver, aus der vereinfachten 
Ausdruckswelt der rumänischen Volkskunst schöpfte. Einige 
seiner Marmortorsi gehören zum Schönsten der neueren Plastik. 
Leider ist Bräncusi seit mehr als zwanzig Jahren zu einem selt- 
samen Eigenbrötler geworden, zu sehr verfangen in allem Ab- 
strakten und Antiskulpturalen, das besonders durch die von 
heftigen Lichteffekten erzeugte Entmaterialisierung polierter 
Bronze- und Goldflächen hervorgerufen wird. Seine begabte 
Schülerin Militza Petrascu verfügt über eine kaum geringere 
Phantasie als Bräncusi, zeigt uns in jeder ihrer zahlreichen 
Schöpfungen, wie urwüchsig und neu sie zu sein vermag. Ihre 
kleineren Arbeiten scheinen oft nur aus spielerischen Einfällen 
zu entstehen, denen stets der Reiz erstmaliger Frische anhaftet. 
In den letzten Jahren hat die Künstlerin einige Marmorbüsten 
geschaffen, bei deren Anblick man an die beste Zeit des jungen 
Donatello denkt. Dieses Bestreben bleibt eine selbst angelegte 
Fessel, die jedoch der starken inneren Freiheit der Künstlerin 
keinen Einhalt tut. 
Von den übrigen rumänischen Bildhauern, deren Bedeutung 
mit der Abwendung vom Impressionismus und der Schaffung 
klassizistischer oder architektonisch unterbauter, monumentaler 
Skulptur in Verbindung steht, seien vor allem Fritz Storck, 
O. Han, Corneliu Medrea und Ion Jalea genannt. 
Fritz Storck, einer der hervorragendsten Lehrer unserer Bu- 
karester Kunstakademie, kam vom deutschen Klassizismus, 
liebte das Maßvolle, das von antikem Geist Umwehte im Werke 
Adolf Hildebrands und beschritt in seinen eigenen Arbeiten 
ähnliche Bahnen. Er bevorzugte kleine Formate und die beson- 
dere Dichte klassisch geschliffenen Materials. Zum Schönsten, 
was ihm gelang, gehören einige Frauenakte in Bronze, in denen 
Spannung und Jugendhaftigkeit unter der bescheidenen Ruhe 
der äußeren Hülle atmer. 
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