BEGLEITWORTE
Seit Jahrtausenden ist das Hauptgebiet der heute von Ru-
mänen bewohnten Landschaft ein Teil Südosteuropas, auf dem
der Mythos in unsäglicher Freiheit wuchs und gedieh und sich
kaum je durch die äußere Herrschaft konkreter Wirklichkeit
verdrängen ließ, mochte es nun Kriege geben oder Völkerwan-
derungen. Dieser Wetterwinkel wesentlicher und entscheidender
Geschichte unseres Erdteils, gleichsam schicksalbestimmt und
umfangen vom Strombett der unteren Donau, deren bereits die
«Germanıa» des Tacitus in ihrem ersten Satze gedenkt, ist auch
Wetterwinkel und Wegkreuzung zusammenschlagender und sich
verflechtender, befruchtender Kunstströmungen gewesen.
Eine Strahlenmitte mythischer Kräfte und Vorstellungen
war und bleibt heute noch die rumänische Erde, geheimnis-
reich und zauberumhüllt wie die Grundmächte selbst, Alter
heidnischer Kulturausdruck ging hier in die Gestaltungen, die
Raumformen und Liniengeäder der immer noch lebendigen
Volkskunst über, teilweise noch ungestört und unberührt vom
modernen Verkehr, von Eisenbahnen und dem Motorlärm der
Flugzeuge. Hier wuchert noch Mythisches, eingenistet in Dörf-
chen und weithin verstreute Siedelungen, deren Schindeldächer
aus dem Laubgefälle maßloser Waldungen ragen, hier schnitzt
noch der Bauer sein Tor und seine Holzgeräte, als gelte es, die
Runenzeichen seines Wesens, seiner Sehnsüchte, Leidenschaften,