zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts am Hof der Shogune,
der Militär-Regenten, ın Yedo entwickelt wurde, bedeu-
tete die ım 17. Jahrhundert aufkommende volkstümlich-
unidealistische Form und Gesinnung des «Ukiyoye», der
Kunst der «vergänglichen Welt», an sich eine niederere
Stufe; der Holzschnitt, der neben und nach der Malerei
sich dieser vergänglichen Welt erst richtig bemächtigte,
noch einmal eine Vulgarisierung und Verbreiterung; inner-
halb des Ukiyoye-Holzschnittes die von Utagawa Toyo-
haru (1735—1814) begründete und von Spätmeistern wie
Kunisada, Kunishige, Sadahide, Toyokuni und Toyohiro
übernommene und weitergeführte Utagawa-Tradition
eine letzte Entzauberung.
Ein japanischer Archäologe und Kunstgelehrter wie
Kakuzo Okakura räumt zwar ein, daß die Ukiyoye-Maler-
schule «ein ziemliches Geschick in der Farben- und Pinsel-
führung» erreicht habe, aber eben des Idealismus entbehre,
der die Grundlage der japanischen Kunst sei. Und von den
«anmutigen, lebensvollen und vielseitigen» farbigen Holz-
schnitten stellt er fest, «sie stehen völlig abseits von der
Hauptlinie der seit der Nara-Zeit [710—784] einheit-
lich verlaufenden Entwicklung der japanischen Kunst».
Wie kann dem gegenüber ein anderer Japaner, Yone No-
guchi, begeistert beteuern, der Utagawa-Schüler Hiroshige
sei «le seul artiste indigene et national du Japon»?
Hiroshige ist Utagawa-Künstler als Schüler und Mit-
arbeiter von Toyohiro. Als solcher zeichnet er seit früher
Jugend anmutige Frauen, wie etwa die Folge der «Fünf
gepflegten Schönen», oder die «Acht Szenerien, ver-
glichen mit Frauen», oder «Berühmte Schönheiten mit-
einander verglichen», und Frauen, die sich an Blumen er-
freuen, sehnsüchtige Frauen im Mondschein; sodann
Reihen von Blumen, Vögeln, Affen, Fischen; Menschen
beieinander, lustige Kumpane, kämpfende Helden, Fest-
züge, Theaterszenen. Entscheidend wird aber bald die
Wendung zur Landschaft und das Aufgehen in ihr, einer
Landschaft, die selten völlig unbelebt und auch nicht
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